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Experten-Kolumne 02.11.2012 08:52:56

Ethik und Impact mit Charityfonds

Kolumne

Ethikfonds haben einen klaren Fokus: Die aufkommenden Charityfonds generieren gleichzeitig Rendite und gesellschaftlichen Nutzen samt Spenden. Der Staat honoriert derartige Investments mit steuerlichen Vergünstigungen.

Der Trend bei den Ethikfonds geht in Richtung klarer Fokus, strengere Selektionskriterien und verstärkte Wirkung. Unethische Anlagefonds gibt es nicht. Kein Regulator würde derartige Investments tolerieren. Kein Asset Manager würde seine Reputation mit unethischen Anlagen aufs Spiel setzen. Das Prädikat ethische bzw. Sustainable and Responsible Investments (SRI) wird primär über den Ausschluss von Anlagen definiert, die als weniger ethisch gelten. So zum Beispiel durch den Ausschluss der Waffenindustrie, obschon diese auf gesellschaftlich und ethisch akzeptierten Grundlagen basiert. Verstärkt wird der Ethikgehalt der Investments durch positive Auswahlkriterien wie Sozialkompetenz und Umweltgerechtigkeit.

Dennoch, die Differenzierungen von ethischen bzw. nachhaltigen zu herkömmlichen Anlagen sind vielen Investoren zu wenig verständlich oder gehen zu wenig weit. Wer in ethische und gesellschaftlich verantwortungsvolle Projekte investieren will, setzt nicht nur auf finanzielle sondern auch auf emotionelle Argumente und gesellschaftliche Verantwortung. Er möchte einen klaren Fokus, strengere Selektionskriterien und direkte Wirkungen auf bestimmte Branchen, Bereiche und Themen. Im aktuell schwierigen Umfeld spielt der Renditefaktor eine geringere Rolle. Die soziale Verantwortung und der Wunsch einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft  scheint mit wachsendem Wohlstand an Bedeutung zu gewinnen. Dies zumindest implizieren die steigenden Spenden der privaten Haushaltungen in der reichen Schweiz.

Anlegen und Spenden mit einem einzigen Investment

Anlagefonds mit einem besonders starken Ethikfokus sind die sogenannten Charityfonds. Sie ermöglichen es auf einfache Art und Weise, Anlagen mit einer ganz gezielten Spende zu kombinieren. Das Konzept ist bestechend einfach: Der Fondsbesitzer verzichtet zugunsten einer gemeinnützigen Organisation auf einen Teil der Rendite. Ausserdem verzichten die Promotoren und Banken, welche Dienstleistungen für den Fonds erbringen, zugunsten der gemeinnützigen Organisation auf einen Teil der Gebühren. Damit ist gewährleistet, dass sogar bei Börsenbaissen eine Spende anfällt, welche die involvierten Finanzdienstleister berappen.

Der gesellschaftliche Nutzen, den Charityfonds erbringen, wird vom Staat mit Steuererleichterungen honoriert. Versteuert werden muss bis zu einem bestimmten Betrag nur der Teil der Rendite, der dem Fondsinhaber auch wirklich ausbezahlt wird. Der Verzicht auf einen Teil des Kapitalgewinns kann als Spende vom Steuerbaren Einkommen abgezogen werden. Schweizer Charityfonds weisen im Gegensatz etwa zu angelsächsischen Produkten einen weiteren wichtigen Vorteil auf: Das Investment stellt eine Spende auf Zeit dar. Denn der Anteileigner kann seine Anteile  jederzeit wieder veräussern und seine Mittel anders einsetzen. Bei angelsächsischen Donor Funds kann das Investment nicht zurückgezogen werden.

Ein gutes Beispiel ist der2009 aufgelegte Cancer Charity Support Fund (CCSF), der die Hälfte der Rendite und der Gebühren gespendet. Empfänger sind die Krebsliga sowie die Krebsforschung Schweiz. Der Fonds fördert also in erster Linie die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung. Er geht aber noch einen Schritt weiter: Ein Teil des Anlageportfolios wird in Aktien international tätiger Publikumsgesellschaften und Startups investiert, die sich mit Krebsbekämpfung befassen. Dank der  Finanzierung derartiger Firmen, wird eine zusätzliche Wirkung erzielt, so dass man auch von einem Impactfonds sprechen kann. Ausserdem hat der „Spender-Anleger“ die Chance, an den langfristigen Gewinnchancen der Wachstumsbranchen Biotechnologie mit dem Fokus Onkologie zu partizipieren.

Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung

Ferner nimmt das Gefäss gesellschaftliche Verantwortung wahr, indem in zusätzliche sinnvolle, langfristige Anlagethemen investiert wird. So wurden Biogaskraftwerke aus organischen Abfällen als Investment im Clean Tech Bereich mit hohem gesellschaftlichen  Wert identifiziert. Anlagen dieser Art leisten einen wichtigen Beitrag zu  einem nachhaltigen künftigen Energiekurs eines Landes. Sie tragen dazu bei, nicht erneuerbare Energiequellen zu schonen, Abfälle sinnvoll und umweltgerecht zu entsorgen und die Verschwendung von Landwirtschaftsflächen zu verhindern.

Konstrukte wie Charityfonds unterscheiden sich grundsätzlich von herkömmlichen SRI-Fonds, wurden  aber von den Fondspromotoren und Vertriebskanälen wegen der tiefen Margen noch nicht entdeckt. Auch von den Anlegern wird ein Umdenken verlangt bzw. ein Verzicht auf finanzielle zugunsten von emotioneller Rendite.

Das neue Denken scheint sich bei sehr vermögenden Privatanlegern bereits verankert zu haben. Dies stellte gerade eine Studie von Barclays Bank fest. Demnach wird emotionale Rendite mit steigendem Wohlstand wichtiger als purer Gewinn. Dies deckt sich mit der Beobachtung, dass Vermögende vermehrt eigene Charityfonds aufsetzen,  um ihre eigenen Ideen besser einbringen und ihre gesellschaftliche Verantwortung noch gezielter wahrnehmen zu können.

Eric Lütenegger, Fonds Manager Cancer Charity Support Fund und Manging Partner PMG Fonds Management AG

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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