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"Misswirtschaft" 06.11.2022 16:27:00

Schlammschlacht bei US-Hedgefonds Sculptor: Ex-CEO klagt gegen neuen Chef

Schlammschlacht bei US-Hedgefonds Sculptor: Ex-CEO klagt gegen neuen Chef

Nach einem Bestechungsskandal des Vermögensverwalters Och-Ziff musste CEO Daniel Och seinen Hut nehmen. Unter neuem Namen und neuer Leitung soll das ins Straucheln geratene Unternehmen nun aber wieder zu altem Erfolg geführt werden. Och selbst schoss nun aber scharf gegen den neuen Geschäftsführer Jimmy Levin - und klagt gegen den Konzern.

• Skandal um Och-Ziff
• Ex-CEO kritisiert neuen Sculptor-Chef
• Sculptor sieht Schuld bei Mitgründer Och

Der US-amerikanische Unternehmer Daniel Och gründete den Hedgefonds Och-Ziff im Jahr 1994 mit finanziellen Mitteln der Ziff-Familie, die als Gründerfamilie des Medienkonzerns Ziff Davis gilt. Lange Zeit leitete Och den Vermögensverwalter ausserdem. Zeitweise verwaltete der Hedgefonds ein Vermögen im Wert von 50 Milliarden US-Dollar, wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" berichtet.

Afrikanischer Bestechungsskandal

Überschattet wurde die Erfolgsgeschichte um Och-Ziff jedoch von einem Bestechungsskandal, der im Jahr 2016 ans Licht kam. Nach Informationen der "New York Times" fanden geheime Treffen zwischen Vertretern des Hedgefonds und Beamten des Gaddafi-Regimes sowie dem damaligen simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe statt. Insgesamt sollen mehr als 100 Millionen US-Dollar an Bestechungsgeldern geflossen sein. Auch soll sich das Unternehmen direkt an einem Entwicklungsprojekt in Libyen beteiligt haben, das durch Mitglieder der Gaddafi-Familie finanziert wurde. "Führungskräfte können die Taten ihrer Mitarbeiter oder Agenten nicht ignorieren, wenn sie von verdächtigen Transaktionen mit hochriskanten Partnern im Ausland erfahren", so Andrew Ceresney von der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC. Och selbst bezahlte im Rahmen eines Rechtsstreits 2,2 Millionen US-Dollar Strafe, insgesamt verpflichteten sich die Führungskräfte zur Zahlung einer Strafe in Höhe von 400 Millionen US-Dollar.

Neuer CEO - und neuer Name

Im Zuge des Skandals trat Och 2019 als CEO des Unternehmens zurück und gab die Führungsrolle an den Ex-Credit Suisse-Banker Robert Shafir weiter. Bloomberg zufolge überraschte Och mit dieser Entscheidung, ging man doch davon aus, dass der damalige Co-CIO Jimmy Levin die Position erhält. Nicht nur beriet Levin Och zuvor, auch kannten sich die beiden aus einem Camp, in dem die Kinder beider zu Besuch waren, so die Agentur. Im Zuge des Führungswechsels und der Distanzierung von Och benannte sich das Unternehmen anschliessend ausserdem in Sculptor Capital Management um.

Nachdem Shafir im April 2021 aus dem Unternehmen ausschied, konnte sich Levin dann doch noch die Rolle des CEO sichern und ersetzt damit seinen früheren Mentor Och. Mit der neuen Jobbezeichnung konnte sich Levin ausserdem über einige Gehaltspakete freuen, die unter Mitgliedern des Vorstands jedoch für Unstimmigkeiten sorgten.

Och klagt gegen Sculptors Besetzungspolitik

Och scheint über die Neubesetzung jedoch weniger erfreut zu sein. Gemeinsam mit anderen ehemaligen Führungskräften von Sculptor reichte er bereits im August 2022 Klage ein, um gegen die Entscheidung für Levins CEO-Rolle und das damit einhergehende Gehalt vorzugehen, so Bloomberg. So soll untersucht werden, ob Mitglieder des Vorstands andere Kandidaten nicht ausreichend beachtet und damit gegen gesetzliche Vorgaben verstossen haben. Auch betonten die Kläger, dass seit Januar 2020 bereits sieben Führungskräfte ihren Hut nahmen, von denen sich einige bereits während ihres Engagements kritisch gegenüber Levins Gehaltspaketen geäussert haben sollen.

Interne Dokumente sollen Schieflage bei Sculptor belegen

Auch kritisierte Och, dass Levins Gehalt die Position des Unternehmens schwäche, und sich die Anlageperformance des Unternehmens "nahe am Ende der Konkurrenz" bewege. Um dies zu belegen, forderte der Ex-CEO das Gericht in Delaware nun auf, verschiedene Dokumente zu verlangen, die den wirtschaftlichen Status des Unternehmens belegen sollen. Dass es derzeit nicht besonders gut um Sculptor bestellt sei, zeige sich auch am Kurs der Sculptor Capital Management-Aktie, die seit Jahresbeginn bereits 50,73 Prozent verloren hat (Stand: Schlusskurs vom 2. November 2022). Auch der Flaggschiff-Fonds des Vermögensverwalters sei zwischen Januar und September bereits um 13,9 Prozent eingebrochen, wie Bloomberg gemäss einer mit der Situation vertrauten Quelle berichtet.

Der Prozess um die Dokumente soll am 16. Dezember dieses Jahres beginnen.

Sculptor wirft Och "Misswirtschaft" vor

Anwälte des Hedgefonds liessen die Vorwürfe Ochs jedoch nicht auf sich sitzen und warfen dem Mitgründer vor, Levin verleumden zu wollen und von seinen eigenen Fehltaten als CEO abzulenken, "indem er eine falsche Erzählung erschafft, in der er der Retter des Unternehmens ist und es vor seinem derzeitigen Management schützt", wie die Agentur die Juristen zitiert. So entgegnete der Hedgefonds, dass es Och war, der mit seiner "Misswirtschaft" dafür sorgte, dass das Unternehmen ins Straucheln geriet. Aufgrund der Fehler des Mitgründers müsse die Führungsriege noch jahrelang versuchen, die Unternehmensleistung zu stabilisieren. "Sculptor macht geltend, dass die Kläger keinen angemessenen Zweck verfolgen", heisst es in einem Schreiben des Unternehmens. "Och und seine Nebenkläger - die alle guten Grund haben, loyal gegenüber dem Mann zu sein, der sie reich gemacht hat - benutzen diesen Rechtsstreit als Soapbox [improvisierte Plattform für einen Redner, Anm.d.Red.] in ihrer Vendetta gegen das Unternehmen und Levin."

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Africa Studio / Shutterstock.com,olegator / Shutterstock.com

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