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Schleichende Auswirkungen 14.05.2023 16:49:00

Bankenbeben im Fokus: So könnten sich die Zusammenbrüche von First Republic & Co. auf die US-Wirtschaft auswirken

Bankenbeben im Fokus: So könnten sich die Zusammenbrüche von First Republic & Co. auf die US-Wirtschaft auswirken

Während mancher Anleger vielleicht dachte, das Beben im US-Bankensektor sei bereits wieder vorüber, könnten die Auswirkungen der Bankenkrise noch schleichend auf die US-Wirtschaft zukommen und als Katalysator für eine möglicherweise bevorstehende Rezession in diesem Jahr wirken.

• Zusammenbruch einiger US-Regionalbanken
• Experten sehen kein grosses Risiko für internationale Bankenkrise
• Schleichende Auswirkungen auf die US-Wirtschaft

Im März gab die kryptofreundliche Bank Silvergate Capital ihre freiwillige Abwicklung bekannt. Kurz darauf folgte der Zusammenbruch der auf die Finanzierung von Startups der Tech-Branche spezialisierten Silicon Valley Bank (Tochtergesellschaft der SVB Financial Group) und der Signature Bank. Der Zusammenbruch der US-Banken verschärfte auch den Druck auf die Credit Suisse, bei der es bereits seit geraumer Zeit gekriselt hatte, und führte letztlich zur Entscheidung, dass die zweitgrösste Schweizer Bank von ihrer grösseren Rivalin, der UBS, übernommen wird. Seither gerieten weitere US-Geldhäuser ins Straucheln und mit der First Republic Bank ist ein weiteres von ihnen zusammengebrochen.

Experten sehen kein grosses Risiko für Kettenreaktion oder internationale Bankenkrise

Schon im März kamen am Markt Sorgen um den Bankensektor auf - nicht nur um den US-amerikanischen, sondern auch um ein Überschwappen der Bankenkrise auf den europäischen Markt. Doch trotz des zwischenzeitlichen Ausverkaufs am Aktienmarkt zeigten sich viele Experten recht unaufgeregt und sahen kein grosses Risiko für ein Übergreifen auf den europäischen Bankensektor oder eine internationale Bankenkrise.

Am Markt wurde darauf verwiesen, dass den US-Regionalbanken ihr Geschäftsmodell letztlich zum Verhängnis wurde. Während Silvergate Capital durch ihren Fokus auf Kryptodienstleistungen im Zuge des Krypto-Debakels in Schieflage geraten war, waren die Silicon Valley Bank und die First Republic Bank, mit Sitz in Kalifornien, auf Tech-Startup-Unternehmen und reiche Klienten spezialisiert. Da diese Kunden häufig Vermögen auf ihren Konten haben, die die gesetzliche Versicherungsgrenze von 250'000 US-Dollar übersteigen, kam es zu panischen Geldabzügen, nachdem Zweifel an der Zuverlässigkeit der Banken aufkamen. Diese kamen auf, weil das Management der Banken die Zins- und Liquiditätsrisiken nicht wirksam gemanagt hatte. Die Banken investierten hohe Beträge in langlaufende und niedrigverzinste Anleihen - die eigentlich zu den sichersten Investments zählen - im Zuge des Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank Fed jedoch stark an Wert verloren.

Auch Börsenexperte Jim Cramer erklärte kürzlich in seiner Investment-Show "Mad Money" bei CNBC, dass er nicht davon ausgehe, dass die schlechte Einlagen-Situation und die schwachen Ergebniszahlen der First Republic Bank eine Kettenreaktion auslösen werden. Seiner Meinung nach gingen die Probleme der Bank grösstenteils auf ihre Unfähigkeit zurück, sich trotz einer Milliardenhilfe selbst zu retten. "Es gibt einen grossen Unterschied zwischen jetzt und 2008: Diesmal gibt es keine systemische Ansteckung", so Cramer. "Es ist ein elendiger Moment für First Republic - einst eine Bank, die von den Reichen und Berühmten geliebt wurde - aber für alle anderen gilt Entwarnung", so der ehemalige Hedgefondsmanager.

Bankenkrise könnte sich zu Katalysator entwickeln

Wie CNBC berichtet, könnte sich die Bankenkrise jedoch noch zu einem Katalysator für eine womöglich bevorstehende Rezession in diesem Jahr entwickeln. Zwar scheinen grosse Finanzinstitute wie JPMorgan, Bank of America und Co. von dem Abzug von Einlagen weitaus weniger betroffen zu sein, doch für einige kleinere Banken wie First Republic sieht es ganz anders aus - sie kämpfen teils ums Überleben. Das bedeute, dass die Geldpipeline zur Wall Street grösstenteils am Leben und gesund bleibe, während die Situation an der Main Street viel mehr im Wandel sei. "Die kleinen Banken werden weniger Kredite vergeben. Das ist ein Kredit-Hit in Mittelamerika, auf der Main Street", gibt CNBC Steven Blitz, US-Chefökonom bei TS Lombard, wieder. "Das ist negativ für das Wachstum."

Doch wie negativ diese Entwicklung wirklich für das Wachstum ist, werde sich erst in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Laut Robert Sockin, globaler Ökonom der Citigroup, hätten die Quartalszahlen der Banken im April zwar bestätigt, "dass sich der Bankenstress bis Ende März stabilisiert hat und auf eine begrenzte Anzahl von Banken beschränkt war", was nach dem Bankenbeben im März "ungefähr das beste Makroergebnis, auf das man hätte hoffen können" gewesen sei, doch die Probleme und Sorgen schwelen weiter - was die Nachrichten zu First Republic und Gerüchte um einen möglichen Verkauf von PacWest oder Western Alliance jüngst zeigten - und so bleibt die Zukunft des Bankensektors vorerst weiter ungewiss.

US-Wirtschaftswachstum unter Erwartungen

Trotz der Probleme im Bankensektor ist die US-Wirtschaft im ersten Quartal gewachsen - allerdings bei Weitem nicht so stark wie erwartet. Das US-Wirtschaftswachstum hat sich im ersten Jahresviertel angesichts der aggressiven Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed mehr als halbiert, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Wie das Handelsministerium in Washington mitteilte, legte das Bruttoinlandsprodukt von Januar bis März auf das Jahr hochgerechnet nur noch um 1,1 Prozent zu - Häusermarkt und Investitionen schwächelten. Von Ökonomen war zuvor ein Wachstum von 2,0 Prozent erwartet worden. "Den Zins- und Energiepreisanstieg bekommen auch in den USA die privaten Haushalte und Unternehmen zu spüren", erklärte NordLB-Analyst Bernd Krampen laut Reuters die nachlassende Konjunkturdynamik.

Private Konsumausgaben überraschen positiv

Während das Wirtschaftswachstum in den USA im ersten Quartal insgesamt deutlich schwächer als erwartet ausgefallen ist, haben die privaten Konsumausgaben zum Jahresstart trotz der weiter hartnäckig hohen Inflation positiv überrascht. Sie legten mit 3,7 Prozent deutlich zu. "Dabei profitierten die Haushalte von dem weiterhin starken Arbeitsmarkt sowie Sondereffekten wie der Rentenerhöhung und der Entlastung bei der Einkommensteuer", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Derweil stiegen die Exporte um 4,8 Prozent, während die Investitionen der Unternehmen nur noch um 0,7 Prozent zulegten und der Wohnungsbau erneut schrumpfte. Hier hätten sich die höheren Zinskosten bemerkbar gemacht. Das Wirtschaftswachstum gebremst habe zudem die Tatsache, dass die Unternehmen ihre Lager weniger stark auffüllten.

Und auch die weitere Entwicklung hänge laut CNBC stark von den Verbrauchern ab, die mehr als zwei Drittel der gesamten US-Wirtschaftsaktivität ausmachten. Zwar erreiche die Nachfrage nach Dienstleistungen das Niveau von vor der Pandemie, doch inzwischen würden sich Risse bilden. Zudem werde erwartet, dass neben dem Anstieg der Kreditkartensalden und Zahlungsausfälle mit der Verschärfung der Kreditstandards wahrscheinlich ein weiteres Hindernis bevorstehe.

"Bevor sich dies Anfang März wirklich zu entfalten begann, sahen Sie bereits Anzeichen einer Kontraktion und Eindämmung der Kreditvergabe", zitiert CNBC Jim Baird, Chief Investment Officer bei Plante Moran Financial Advisors. "Sie sehen eine verringerte Kreditnachfrage, da Verbraucher und Unternehmen beginnen, die Liegestühle einzuziehen." Baird kann sich daher nicht vorstellen, dass die US-Wirtschaft eine Rezession komplett verhindern könne. "Die eigentliche Frage ist, wie weit die Stärke der Arbeitswirtschaft und die immer noch beträchtlichen Bargeldreserven, über die viele Haushalte verfügen, die Verbraucher vorantreiben und die Wirtschaft auf Kurs halten können", so der Experte.

Steht eine Rezession bevor?

Eine Rezession werde von vielen Experten für die zweite Jahreshälfte nicht ausgeschlossen. Blitz und viele seiner Kollegen erwarten laut CNBC jedoch immer noch, dass die Rezession - sollte sie kommen - seicht und kurzlebig sein wird. "Das sagt mir immer alles. Kannst du eine Rezession haben, die nicht von Autos und Immobilien angeführt wird? Ja, du kannst. Es ist eine Rezession, die durch Vermögensverluste und Einkommensverluste verursacht wird und sich schliesslich auf alles auswirkt", so Blitz. "Auch hier handelt es sich um eine leichte Rezession. Eine Rezession von 2008 bis 2009 tritt alle 40 Jahre auf. Es ist kein 10-Jahres-Event."

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: conrado / Shutterstock.com,interstid / Shutterstock.com

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