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Obligationen 29.07.2015 11:58:58

Weitere Schwankungen bei Anleihen erwartet

Das Obligationen-Umfeld bleibt auch im zweiten Halbjahr herausfordernd. Insbesondere muss mit erhöhter Volatilität gerechnet werden. Wo Anleger noch Rendite erwarten können.

Von Annika Janssen

Wer im ersten Halbjahr auf Obligationen setzte, hat turbulente Zeiten hinter sich. Die Kurse an den Anleihemärkten weltweit kletterten rasant aufwärts, parallel dazu rauschten die Renditen nach unten. Selbst Obligationen aus etablierten Industrienationen rutschten ins Minus. Angesichts der Kurshausse machten Marktbeobachter bald eine Anleiheblase aus - und sie stehe kurz vor dem Platzen, warnten sie immer wieder.

Nun hat die Blase zumindest einiges an Luft verloren. Im Juni schossen die Renditen von Staatsanleihen innerhalb weniger Tage wieder in die Höhe, während die Kurse sanken. Der Nadelstich für die Blase ging vor allem von deutschen Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit aus, deren Entwicklung europaweit richtungsweisend für die Obligationenmärkte ist.

Mitte Juni stieg die Rendite der Titel zum ersten Mal seit September vergangenen Jahres wieder auf mehr als 1 Prozent. "Ein so starker Renditeanstieg in nur wenigen Tagen ist bei deutschen Bundesanleihen beispiellos", sagt Stephan Kuhnke, Leiter Portfoliomanagement beim auf Anleihen spezialisierten Fondsanbieter Bantleon. In anderen europäischen Staaten ging es ebenfalls aufwärts. Selbst Schweizer Neuinvestoren konnten aufatmen: Erstmals seit April gab es beim Kauf zehnjähriger Bundesobligationen wieder eine Verzinsung von mehr als 0 Prozent, nachdem die Titel zuvor im Minusbereich rentiert hatten. Auch in den USA und Australien ging es wieder aufwärts.

Weiter bergauf

Ähnlich schwankungsreich dürfte es an den Anleihemärkten auch in der zweiten Hälfte dieses Jahres weitergehen, erwarten Marktbeobachter. "So übertrieben wie in den vergangenen Wochen werden die Renditen zwar nicht mehr steigen, aber insgesamt dürfte es weiter bergauf gehen", sagt Bantleon-Portfoliomanager Kuhnke. Indes werde der Anstieg von erhöhter Volatilität begleitet werden. Investoren sollten sich also auf ein schwankungsreiches zweites Halbjahr einstellen - und Chancen nutzen. Denn die gibt es am Anleihemarkt nach wie vor.

Drei Faktoren waren die Treiber der Renditeanstiege. Zum einen die Griechenlandkrise: Die Angst vor dem Grexit liess Anleger Ansteckungseffekte für andere krisengebeutelte Länder der Euro-Zone fürchten. Sie trennten sich von Anleihen aus Spanien, Portugal und Italien - was die Kurse einbrechen und die Renditen der Titel nach oben schnellen liess. Nach dem Nein der Griechen im Referendum am zurückliegenden Sonntag dürfte die Unsicherheit nicht sinken.

Auch die Konjunkturentwicklung in der Euro-Zone und in den USA hat die Verkaufswelle bei Anleihen zuletzt befeuert. Denn allen Rückschlägen zum Trotz geht es unter dem Strich bergauf. "Die Wirtschaft ist in besserer Verfassung als gedacht", sagt Alessandro Bee, Zinsspezialist bei der Bank J. Safra Sarasin. Das sorge dafür, dass die Angst vor dem Schreckgespenst Deflation weltweit allmählich nachlasse und die Nachfrage nach vergleichsweise sicheren Anlageformen wie Anleihen sinke. "Das Sicherheitsbedürfnis der Anleger ist nicht mehr so gross wie noch vor einigen Monaten", stellt Bee fest.

Anstehende Zinserhöhung durch Fed

Gute Konjunkturdaten beeinflussten auch den dritten Faktor, der den Renditeanstieg der vergangenen Wochen befeuerte: In den USA geht es wirtschaftlich nach wie vor aufwärts, und das macht eine baldige Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank Fed wahrscheinlich. Die anstehende Zinserhöhung dürfte den US-Obligationenmarkt für Anleger attraktiver machen, was sich dann wiederum an fallenden Kursen von europäischen Titeln bemerkbar machen wird.

All diese Unsicherheitsfaktoren sind für Anleiheinvestoren auch eine Chance. "Anleihen aus der Euro-Peripherie zum Beispiel sind derzeit durchaus attraktiv und bieten nach dem Kursverfall der vergangenen Wochen auskömmliche Renditen", sagt Thomas Kressin, Anlagestratege bei der Anlagegesellschaft Pimco. Obligationen aus Spanien und Italien rentieren derzeit mit mehr als 2 Prozent. Die Titel seien riskanter als Obligationen aus anderen Staaten, sagt Kressin. Das Damoklesschwert politischer Unruhen und eines möglichen Grexit hänge nach wie vor über der Euro-Zone. Mit Blick auf die überzeugenden Wirtschaftsdaten, vor allem aus Spanien, sei dieses Risiko aber tragbar. Zudem sei der Markt für Euro-Peripherie-Staatsanleihen überaus liquide.

Interessante Dollar-Obligationen

Daneben empfehlen Marktbeobachter auch von Unternehmen ausgegebene Obligationen als Alternative für Anleger, die attraktive Renditen suchen. "Vor allem im Bereich der Ratingkategorie ‹BBB› gibt es aussichtsreiche Titel", sagt Bantleon-Portfoliomanager Kuhnke. Er rechnet damit, dass sich Unternehmensanleihen im zweiten Halbjahr besser entwickeln als Staatsanleihen. Bei hochverzinslichen Anleihen, die von Unternehmen ohne "Investment Grade"-Status ausgegeben werden und in der Regel ein höheres Ausfallrisiko mit sich bringen, habe sich das Gefahrenpotenzial zudem deutlich verringert: "Die erstarkende Wirtschaft beschert vielen Unternehmen bessere Fundamentaldaten. Das verringert das Ausfallrisiko ihrer Anleihen", sagt Kuhnke.

Wer auf Unternehmensanleihen setzen will, sollte sich vor allem an in Dollar notierte Titel halten. "In Franken gibt es aktuell nicht allzu viele interessante Titel, auf der Dollarseite sieht es anders aus", sagt Richard Mooser, Fondsmanager bei Axa Investment Managers. Er empfiehlt Anlegern, die ihre Rendite optimieren und in in Franken notierte Titel investieren wollen, auf länger laufende Anleihen hoher Qualität zu setzen oder bei Anleihen mit kurzen Laufzeiten von hohen in niedrigere Bonitäten umzuschichten.

Wie immer gilt die alte Anlegerweisheit: Breit zu streuen reduziert das Risiko und kann zu einer auskömmlichen Gesamtrendite führen. Wer sich nicht selbst mit der Einzeltitelauswahl beschäftigen will, setzt am besten auf einen Anleihefonds mit Schwerpunkt Europa: Viele Produkte haben sich zuletzt trotz Niedrigzinsumfeld und starken Aktienmärkten gut entwickelt.

(Handelszeitung)

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