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Experten-Kolumne 13.12.2016 10:12:16

Gold hat in der neuen Trump-Welt nichts von seinem Glanz verloren

Kolumne

Nach Meinung von Ned Naylor-Leyland, Manager des Old Mutual Gold & Silver Fund, hat sich das Umfeld für Gold trotz des Wahlausgangs in den USA nicht entscheidend geändert.

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Seit der Wahl von Donald Trump ist der Goldpreis um 5% gefallen, die Argumentation in Bezug auf den Sektor hat sich jedoch drastischer geändert. Da der künftige US-Präsident umfassende Programme für Staatsausgaben beschliessen dürfte, wechselten die Anleger rasch zu der Annahme, der US-Wirtschaft stehe eine nachhaltige Reflation bevor, einschliesslich einer Reihe von Zinserhöhungen und einer positiven Realrendite für Barguthaben. Daher hat der US-Dollar zugelegt, während der Goldpreis gefallen ist. Sofern Donald Trump jedoch nicht das Wesen des globalen Bankensystems verändert hat, woran ich meine Zweifel habe, könnten sich diese Annahmen als zu optimistisch herausstellen. Einen Anhaltspunkt für die Realität liefert die Differenz zwischen den Märkten für Papiergold und dem Markt für echtes, physisches Gold.

Der fremdfinanzierte Markt für «Papiergold»

Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen wurden spekulative Long-Positionen in US-Dollar-Goldfutures verlängert. Der USD-Goldpreis ist anfällig, wenn viele spekulative Händler fremdfinanzierte Long-Positionen halten. Der Commitment of Traders (CoT) Report, der die Positionen an den Futures-Märkten aufschlüsselt, liess in der letzten Woche erkennen, dass der jüngste Preisverfall mit einer aggressiven Reduzierung fremdfinanzierter spekulativer Long-Positionen einherging. Inzwischen sind diese Positionen auf ein Niveau gesunken, das zuletzt im März zu verzeichnen war. Dies trifft auch auf Silber und eine Reihe von Rohstoffen zu, die nach gängiger Meinung negativ mit dem US-Dollar korrelieren. Das Niveau der rein spekulativen Goldengagements hat sich somit reduziert.

Interessanterweise entsprechen die Kursbewegungen des USD-Goldpreises jetzt einem klassischen 50%-Fibonacci-Retracement der Aufwärtsbewegung, die der Goldpreis seit Ende 2015 verzeichnet hatte: Der USD-Goldpreis legte zunächst von einem Tiefstand bei USD 1046 auf USD 1376 zu, hat seitdem jedoch die Hälfte dieses Anstiegs wieder abgegeben und sich bei rund USD 1210 je Unze eingependelt. In Bezug auf die Preise von Papiergold und Silber stellt sich jetzt die Frage: Ist der Höhenflug des US-Dollar vorerst beendet? Falls die Edelmetalle ihr aktuelles Preisniveau halten können, nachdem die Anlegerstimmung wieder auf die Tiefstände vom Dezember und Januar gesunken ist, dann könnte die Dynamik zu gegebener Zeit in eine Aufwärtsbewegung umschlagen, möglicherweise sogar mit Nachdruck. Sollte der US-Dollar seine Rally in nächster Zeit jedoch fortsetzen, dürfte der Preisverfall beider Edelmetalle mindestens so lange anhalten, bis die tatsächliche Richtung der Zinsentwicklung feststeht. Der fremdfinanzierte Markt für Papiergold wird kurzfristig die Preisentwicklung bestimmen und auch die Kurse von Goldminenaktien könnten sich parallel zum Goldpreis in US-Dollar bewegen.

Der Markt für echtes, physisches Gold

Während der Preis für Papiergold an den Finanzmärkten des Westens derart stark gefallen war, dass das Anlagevehikel für einen Goldbarren des Central Fund of Canada mit einem Abschlag von rund 9% zu seinem Nettoinventarwert notierte, zahlten Käufer in Indien enorme Preisaufschläge für physisches Gold, nachdem die indische Regierung die Verwendung von Banknoten mit hohem Nennwert verboten hatte. Berichten zufolge verkauften 350 indische Juweliere innerhalb von zwei Tagen 4000 Kilo physisches Gold. Bemerkenswert ist auch, dass Käufer in Dubai für das physische Edelmetall derzeit Prämien von 3% oder mehr bezahlen. Diese wachsende Divergenz zwischen USD-Papiergold und physischem Gold ist von hoher Bedeutung. Import-Export-Daten zeigen, dass die grossen börsengehandelten Fonds (ETFs) für Goldanlagen mit Sitz in London im ersten Halbjahr dieses Jahres ihre Bestände an «Good Delivery»-Standardbarren durch Lieferungen aus dem Nahen Osten wieder aufgestockt haben (wobei die Barren in der Schweiz in ETF-konforme Formen und Grössen umgeschmolzen wurden). Dem Westen sind die Bestände an physischem Gold vollständig ausgegangen. Dass Käufer in Dubai für physisches Gold jetzt erhebliche Preisaufschläge zahlen, deutet darauf hin, dass ETFs im Fall einer raschen Preiserholung Schwierigkeiten haben könnten, im Wettbewerb mit den Käufern im Osten Edelmetallbestände zu erwerben, ohne deutlich höhere Preise zu zahlen.

Anleger sollten auch den neuen Scharia-Goldstandard berücksichtigen, der am 6. Dezember bekanntgegeben wurde. Diese Bekanntgabe wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den Kaufdruck am physischen Markt beträchtlich verstärken, da jetzt die Arten von Instrumenten für Gold- und Silberanlagen bekannt sind, die für islamische Anleger künftig als schariakonform gelten. Angesichts dieser neuen Dynamik bezweifle ich, dass der Markt für Papiergold noch lange von der Realität am physischen Markt abgekoppelt bleiben kann.

Kurz gesagt: Wenn Sie glauben, dass Donald Trump die strukturellen Probleme des Bankensystems gelöst hat oder lösen wird, sollten Sie Gold pessimistisch beurteilen. Falls dies nicht der Fall ist, dürfte es sich lohnen, die Entwicklung mindestens aufmerksam zu beobachten.

Ned Naylor-Leyland: Manager des Old Mutual Gold & Silver Fund

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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