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stocksDIGITAL 09.11.2013 08:00:00

Draghis Zinswette

EZB-Chef Mario Draghi senkte am Donnerstag überraschend den Leitzins. Dafür gibt es gute Gründe. Allerdings hat die Sache auch einen Haken.

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) stand gestern vor einer ebenso schwierigen wie heiklen Wahl: Senkt das Gremium die Leitzinsen, obwohl es dafür keine unmittelbare Veranlassung gibt? Oder lässt es sie unverändert und riskiert damit womöglich den Zorn der Kapitalmärkte? EZB-Chef Mario Draghi entschied sich zusammen mit seinen Kollegen für die erste Alternative und senkte den Hauptrefinanzierungssatz um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent. Die Entscheidung kam trotz diesbezüglicher Spekulationen sehr überraschend, denn die grosse Mehrheit der Ökonomen war von einem unveränderten Kurs aus- gegangen.

Der starke Rückgang der Inflationsrate auf 0,7 Prozent im Oktober, die stagnierende Konjunktur in der Eurozone sowie eine historisch hohe Arbeitslosenquote führten dann aber doch zur Zinssenkung. Draghi ging gar noch einen Schritt weiter: «Wir werden den Banken weiter- hin so viel Liquidität zur Verfügung stellen, wie sie bis Mitte 2015 brauchen.»

Durch die erneute Lockerung der Geldpolitik hofft die EZB, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Da ist zum einen der Euro/Dollar-Wechselkurs, der in den Monaten zuvor kräftig angestiegen war und der der Exportindustrie das Leben schwer gemacht hatte. Unmittelbar nach dem Zinsentscheid gab der Euro deutlich nach; die Aufwertung scheint gestoppt zu sein. Ein anderer Punkt: In der Eurozone droht derzeit keine Inflation, sondern eine als noch gefährlicher wahrgenommene Stagflation. Und diese bekämpft man bekanntlich am besten mit Liquidität. Schliesslich können die niedrige- ren Zinsen bis zu einem gewissen Grad auch die defizitären Staatshaushalte entlasten, da sich die Euroländer günstiger refinanzieren können.

Bei aller Euphorie: Einen Haken hat die Sache trotzdem. Sollte sich die Konjunktur in der Eurozone trotz des gestrigen Entscheids weiter verschlechtern, hat die EZB kaum mehr geldpolitischen Spielraum. Draghi muss sich dann die Frage gefallen lassen: «Was nun?» Es bliebe eigentlich nur noch, die Märkte mit Wertpapierankaufprogrammen à la Fed zu fluten. Doch das dürfte insbesondere in Deutschland auf heftigen Widerstand stossen. Die nächste Zerreiss- probe im Euroraum wäre vorprogrammiert. (ci)

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