Geldpolitische Lockerung |
14.06.2024 23:47:00
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Ermöglichen künftige Inflationsdaten eine Fed-Zinssenkung schon im Juli? Warum ein Experte zuversichtlich bleibt
Bei ihrer jüngsten Sitzung liessen die Währungshüter der US-Notenbank Federal Reserve ihren Leitzins unverändert. Während dies allgemein erwartet worden war, gehen die Experten-Prognosen für das Juli-Treffen des Offenmarktausschusses auseinander. Einige Top-Ökonomen rechnen fest damit, dass die Fed dann eine erste Leitzinssenkung vornehmen wird.
• Einige Ökonomen halten ersten Zinsschritt im Juli noch für möglich
• Blick auf Arbeitsmarkt und Inflationsdaten
Im Juni hat die US-Notenbank Fed den Leitzins wie erwartet nicht angetastet. Doch nach der Fed-Sitzung ist vor der Fed-Sitzung, und so blicken Marktteilnehmer bereits jetzt gespannt in die Zukunft und auf den nächsten Leitzinsentscheid, der am Ende der zweitägigen FOMC-Sitzung vom 30. bis 31. Juli verkündet wird. Laut "MarketWatch" sehen Händler am Derivatemarkt allerdings nur eine 14-prozentige Chance für eine geldpolitische Lockerung im Juli und auch die Mehrheit der Ökonomen an der Wall Street glaube nicht, dass der US-Leitzins noch im Sommer gesenkt werde.
"Eine Kürzung im Juli ist zum jetzigen Zeitpunkt vom Tisch", sagte etwa Sonu Varghese, Globaler Makro-Stratege beim Finanzdienstleister Carson Group, laut "Kiplinger", und auch Ian Shepherdson, Gründer und Chefökonom des Wirtschaftsforschungsunternehmens Pantheon Macroeconomics, bekräftigte laut der Nachrichtenseite, dass die kürzlich veröffentlichten Beschäftigungszahlen für Mai "jede noch verbliebene Chance zunichte [machten], dass die Fed im Juli die Zinsen senkt". Auch die Volkswirte der US-Investmentbank Goldman Sachs zogen laut "Bloomberg" aufgrund der robusten Konjunktur kürzlich ihre Prognose zurück, wonach im Juli mit einer ersten Zinssenkung zu rechnen sei, und erwarten diese nun im September. Doch nicht alle Ökonomen teilen diese Ansicht. Einige Top-Experten von bekannten Banken glauben weiterhin fest daran, dass die US-Notenbank bereits im Juli die Zinsen senken könnte.
Citi-Ökonom erwartet Abschwächung des Arbeitsmarktes - bisher vergeblich
Laut "MarketWatch" könne sich etwa Andrew Hollenhorst, Top-Ökonom bei der Citigroup, eine erste Leitzinssenkung schon im Juli vorstellen. Es seien "letztlich die Daten, die die Entscheidungen der Fed bestimmen", sagte er laut der Nachrichtenseite in einem wöchentlichen Podcast. Hollenhorst setzt dabei jedoch vor allem auf einen schwächeren Arbeitsmarkt - das jedoch schon seit einiger Zeit und ohne Erfolg. So zeigte sich Hollenhorst laut "Bloomberg" auch schon Anfang Mai davon überzeugt, dass die Fed aufgrund einer Abschwächung am Arbeitsmarkt in diesem Jahr viermal die Zinsen senken werde. Bisher ist aber weder von einer Schwäche am Jobmarkt noch von so vielen Zinssenkungen etwas in Sicht.
Experte von Standard Chartered: Kommende Inflationsdaten dürften Spielraum für Zinssenkungen bieten
Neben Citi-Experte Andrew Hollenhorst glaubt jedoch auch Steve Englander, Leiter der Makrostrategie Nordamerika bei Standard Chartered an eine Leitzinssenkung im kommenden Monat. "Eine Senkung im Juli ist unsere Basislinie", schrieb er laut "MarketWatch" in einer Nachricht an Kunden der britischen Bank. Der starke Arbeitsmarkt macht ihn dabei offenbar nicht nervös, denn laut ihm sei dieser bislang hauptsächlich auf Einwanderer zurückzuführen gewesen, die eine Arbeitserlaubnis erhalten haben. Rechne man dies heraus, sei das Beschäftigungswachstum in diesem Jahr eher "lauwarm" gewesen.
Entscheidender ist für Englander aber offenbar ohnehin die Preisentwicklung. Die Fed strebt hier eine konstante Inflationsrate von zwei Prozent an und achtet vor allem auf den Gesamtindex für die persönlichen Konsumausgaben (PCE). Dieser stagnierte laut der jüngsten Veröffentlichung jedoch im April im Vergleich zum Vormonat und lag weiterhin um 2,7 Prozent höher als vor einem Jahr. Englander wies in dem Schreiben an Kunden laut "MarketWatch" jedoch darauf hin, dass für das von der Fed bevorzugte Inflationsmass vor der nächsten Zinsentscheidung Ende Juli noch zwei weitere Veröffentlichungen anstehen. Denn der PCE wird immer am letzten Freitag im Monat bekanntgegeben. Somit sind die nächsten Termine der 28. Juni und der 26. Juli. Der nächste Leitzinsentscheid fällt aber erst am 31. Juli. Es bestehe somit "erheblicher Spielraum für eine Verlangsamung des Kern-PCE", wird Englander von "MarketWatch" zitiert - und somit auch für eine Zinssenkung.
Auch wenn die Inflationszahlen im bisherigen Jahresverlauf besorgniserregend gewesen seien, würden sie - auch mit Blick auf das Vorjahr - die Annahme zulassen, dass die Inflation zu Jahresbeginn aufgrund saisonaler Faktoren hoch sei und sich im Laufe des Jahres abkühle, so der Standard Chartered-Experte weiter. Ausserdem gebe es auch Anzeichen für eine konjunkturelle Abschwächung, da die inflationsbereinigten Verbraucherausgaben in diesem Jahr nur um 1,1 Prozent gestiegen seien.
Experten-Meinungen nicht in Stein gemeisselt
Doch auch die Zinssenkungsprognosen von Englander sind wohl mit Vorsicht zu geniessen. Denn der Ökonom der Standard Chartered Bank hatte laut "PoundSterlingLive" früher in diesem Jahr auch bereits für Mai eine erste Zinssenkung erwartet und war dann auf Juni umgeschwenkt. Im April korrigierte er im Gespräch mit "Economic Times" dann auch diese Prognose. "Bisher dachten wir, sie würden im Juni gesenkt. Ich würde sagen, es ist immer noch möglich, aber in unseren Berechnungen ist die Quote unter 50 Prozent gefallen. Daher sehen wir Juli als ersten möglichen Zeitpunkt für eine Lockerung", so Englander. Statt vier Leitzinssenkungen in 2024 erwarte er ausserdem nur noch zwei Kürzungen, so der Experte gegenüber "Economic Times".
Angesichts dieser vergangenen Korrekturen ist es wohl gut möglich, dass Englander bis zur Zinssitzung der Fed Ende Juli seine Einschätzung ebenfalls noch einmal anpassen könnte. Der Markt setzt laut "MarketWatch" ohnehin mehrheitlich auf eine Zinssenkung frühestens im September.
Redaktion finanzen.ch
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