Kurshalbierung voraus? |
18.01.2024 22:05:00
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Analyst hält Tesla-Aktie für "masslos überbewertet" - und erwartet Kurssturz
Analysten streiten schon seit Jahren darüber, ob der hohe Preis der Tesla-Aktien gerechtfertigt ist. Roth MKM-Analyst Craig Irwin gehört dabei zu den lautesten Mahnern. Kürzlich warnte er Anleger erneut, dass die Tesla-Papiere "masslos überbewertet" seien.
• Irwin hält günstige Fahrzeuggeneration von Tesla für eine gute Idee
• Gros der Analysten sieht bei Tesla Kurspotenzial - trotz zunehmender Konkurrenz
Craig Irwin vom privaten Investmentbanking-Unternehmen Roth MKM gehört schon seit Langem zum engsten Kreis der bekennenden Tesla-Bären. Nun legt er nach - und erwartet einen drastischen Einbruch der Tesla-Aktien. Seiner Meinung seien die Papiere des Musk-Konzerns nicht einmal halb so viel wert wie der Preis, für den sie an der NASDAQ-Technologiebörse derzeit gehandelt werden.
Irwins ultra-bearishes Kursziel
Der Roth MKM-Analyst Craig Irwin, ein langjähriger Tesla-Gegner, bekräftigte kürzlich sein Kursziel von 85 US-Dollar für den Elektrofahrzeughersteller. Der Analyst erwartet somit einen drastischen Einbruch der Tesla-Papiere: Ausgehend vom derzeitigen Aktienkurs von 219,91 US-Dollar impliziert Irwins Kursziel einen Einbruch um 61,3 Prozent (Stand: Schlusskurs vom 16. Januar 2023). Irwin hält die Tesla-Aktien deshalb für "masslos überbewertet".
Dennoch behält Irwin sein "Neutral"-Rating der Tesla-Aktie bei. Ausschlaggebend dafür sei die Aussicht auf die Einführung einer günstigeren Fahrzeuggeneration, wie Irwin in der von "Business Insider" zitierten Studie betont. Nach "Reuters"-Angaben führten Tesla-Führungskräfte bereits erste Gespräche mit Beamten aus Indien, um den Bau einer Produktionsstätte für das potenzielle Tesla-Minifahrzeug zu besprechen. Das neue Modell soll nur etwa 24'000 US-Dollar kosten und somit deutlich grössere Kundenkreise erschliessen können. Jedoch werde es laut Irwin noch lange dauern, bis sich die eventuelle Einführung dieses Autos auf die Geschäftszahlen des US-Konzerns auswirke. "Aber von hier aus sehe ich es als einen langsamen Tropfen über die nächsten paar Jahre", so der Analyst.
Irwin: Warum sollte Tesla mehr wert sein als Toyota?
In einem Interview mit "CNBC" illustriert Irwin seine Ansicht, die Tesla-Aktie sei viel zu teuer, mit einem Vergleich mit dem japanischen Auto-Konzern Toyota. Während Toyota etwa neun Millionen Fahrzeuge pro Jahr produziert, lag dieser Wert bei Tesla im vergangenen Jahr nur bei 1,37 Millionen Wagen, wie Irwin im Interview mit "CNBC" hervorhebt. "Es gibt nichts, was Tesla hat, was Toyota nicht hat. Warum sollte Tesla mit einem hohen Multiplikator zu Toyota gehandelt werden, wenn es nur einen Bruchteil der Fahrzeuge verkaufen wird?", lautet Irwins rhetorische Frage.
Die Marktkapitalisierung von Tesla ist etwa dreimal so hoch wie jene von Toyota - für Irwin gänzlich unverständlich, für andere Analysten aber nachvollziehbar. So sieht das Analysehaus Wedbush bei Tesla sich verbessernde Gewinnmargen, viele Fortschritte bei der Self-Driving-Technologie und eine starke Verkaufsdynamik in China. Die Wedbush-Strategen sehen weiterhin ein gewaltiges Wachstumspotenzial und schraubten ihr Kursziel entsprechend hoch. Es liegt nun bei 350 US-Dollar.
Tesla-Skepsis nimmt zu - Gros der Analysten dennoch zuversichtlich
Auch viele andere Analysten widersprechen Irwin und halten die Tesla-Aktie nicht nur für fair bewertet, sondern attestieren ihr weiteres Aufwärtspotenzial. Morgan Stanley etwa stuft die Anteilsscheine des Musk-Konzerns weiterhin mit "Overweight" ein und sieht das 12-Monats-Kursziel bei 380 US-Dollar. "Unserer Meinung nach ist Tesla definitiv ein Automobilunternehmen. Es ist aber auch ein KI-Unternehmen. Denken Sie 'und', nicht 'oder'", betonte Morgan Stanley-Analyst Adam Jonas in einer kürzlich veröffentlichten Studie.
Auch die Deutsche Bank hält an ihrem "Buy"-Rating für Tesla fest, ist mit einem Kursziel von 260 US-Dollar angesichts einiger potenzieller Gefahren (Preisdruck, höherer Steuersatz, reduzierte Volumenprognose im Vergleich zu den Markterwartungen) aber etwas weniger optimistisch. Insgesamt empfehlen "TipRanks" zufolge zwölf Analysten die Tesla-Aktie zum Kauf, 13 geben ein "Neutral"-Ranking und nur fünf Analysten raten zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 249,92 US-Dollar.
Trotz der allgemein positiven Analystenmeinungen verschlechterte sich das Sentiment rund um die Tesla-Aktie in den vergangenen Wochen zusehends. Besonders die am 2. Januar veröffentlichten Auslieferungszahlen zum vierten Quartal 2023 sorgten für einen Dämpfer. Demnach gelang es dem chinesischen Konkurrenten BYD, dem US-Elektroautopionier eins auszuwischen: Zwischen Oktober und Dezember 2023 lieferte BYD 525'409 Autos aus und lief Tesla (484'507 Auslieferungen) damit den Rang als grösster Elektroautohersteller der Welt ab. Auf Gesamtjahressicht 2023 hatte zwar Tesla noch die Nase vorn, doch auch das könnte sich 2024 ändern. BYD zieht dank seiner günstigeren Preise nämlich global mehr Kunden an und setzt weiterhin voll auf Expansion. So wurde jüngst der Bau einer ersten europäischen Produktionsstätte in Ungarn angekündigt - dort sollen künftig BYD-Autos für den europäischen Markt hergestellt werden.
Infolge des immer schärfer geführten Wettbewerbs in der Elektroautobranche wird es für Tesla künftig wohl schwerer werden, die Wachstumszahlen der vergangenen Jahre aufrecht zu erhalten. Dieser Meinung scheinen zumindest immer mehr Anleger zu sein: Die Tesla-Aktie verlor in den vergangenen drei Monaten 9,38 Prozent an Wert (Stand: Schlusskurs vom 16. Januar 2023). Daher hat sich auch das Chartbild der Tesla-Papiere eingetrübt, der langfristige Aufwärtstrend droht zu brechen. Während 2023 eine erfreuliche Kursentwicklung für die Tesla-Aktionäre bereithielt, könnte sich das Jahr 2024 somit als schwieriger herausstellen.
Redaktion finanzen.ch
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