Julius Bär verkauft brasilianisches Inlandgeschäft

(Meldung mit weiteren Informationen ergänzt)

Zürich (awp) - Die Vermögensverwaltungsbank Julius Bär steigt aus dem brasilianischen Inlandgeschäft aus. Sie verkauft ihre Tochtergesellschaft im grössten lateinamerikanischen Land an die heimische Banco BTG Pactual (BTG).

Die verkaufte Gesellschaft "Julius Baer Brasil Gestão de Patrimônio e Consultoria de Valores Mobiliários" verwaltete per Ende November 2024 Vermögen in Höhe von 61 Milliarden brasilianischen Real (rund 9 Mrd Fr.), wie das Zürcher Finanzinstitut am Dienstag mitteilte. Sie verfügt über Niederlassungen in São Paulo, Belo Horizonte und Rio de Janeiro.

Vollständig zurückziehen will sich Julius Bär aus dem Brasilien-Geschäft allerdings nicht: Brasilianische Kunden würden weiterhin von anderen Standorten aus betreut, so dass das internationale Geschäft von der Transaktion nicht betroffen sei, heisst es.

Abschluss im ersten Quartal

Die Zürcher Bank erhält laut Mitteilung für den Verkauf der brasilianische Tochter eine Barzahlung von 615 Millionen Real (91 Mio Fr.). Dank der Transaktion werde sich die Kernkapitalquote (CET1) der Vermögensverwaltungsbank um rund 30 Basispunkte verbessern.

Der Verkauf muss nun noch von den zuständigen Behörden genehmigt werden. Er soll im ersten Quartal 2025 abgeschlossen werden. Weltweit verwaltete Julius Bär per Ende Oktober 2024 Vermögen in Höhe von 480 Milliarden Franken.

Mehrere Übernahmen

Julius Bär ist seit 2011 auf dem brasilianischen Markt tätig. Damals kaufte das Schweizer Institut zunächst eine Minderheitsbeteiligung am Vermögensverwalter GPS, den sie bis 2016 dann vollständig übernahm. 2018 kaufte Bär in Brasilien ausserdem den Vermögensverwalter Reliance Group.

Der nun beschlossene Verkauf des Brasilien-Geschäfts sei das Resultat einer "gründlichen Überprüfung" in den letzten zwölf Monaten, wird Carlos Recoder, Head Americas & Iberia von Julius Bär in der Mitteilung zitiert. Man sei zum Schluss gekommen, dass der Verkauf an BTG für Kunden und Mitarbeiter einen Mehrwert biete.

Preis unter den Erwartungen

Eine Weiterentwicklung des Brasilien-Geschäfts hätte offenbar umfangreiche Investitionen benötigt: Dazu sei die Bank offenbar nicht mehr bereit gewesen, kommentierte Vontobel-Analyst Andreas Venditti am Dienstag. Der Vermögensverwalter verfügte in Brasilien etwa über keine Vollbanklizenz. Laut Beobachtern würde der Erhalt einer solchen Lizenz mehrere Jahre dauern.

Der Verkauf zeige, dass Julius Bär nun seinen Fokus in erster Linie auf Profitabilität lege, meint zudem ZKB-Analyst Michael Klien. Er halte es aber für "mutig", einen Kernwachstumsmarkt wie Brasilien nur noch "offshore" zu betreuen.

Den Verkaufspreis bezeichnet der ZKB-Experte als eher unter den Erwartungen: Ein Verhältnis des Preises zu den AuM von unter 1 Prozent sei im Vergleich zu ähnlichen Transaktionen eher tief. Die Julius-Bär-Aktie reagierte am Dienstag dennoch positiv. Bis am Mittag legte sie 1,2 Prozent auf 59,84 Franken zu.

Neuer Chef tritt an

Der Verkauf erfolgt nur wenige Tage vor dem Amtsantritt des neuen Julius Bär-CEO Stefan Bollinger. Der Banker tritt per 9. Januar die Nachfolge von Philipp Rickenbacher an, der im Februar 2024 nach dem massiven Abschreiber auf Kredite an die insolvente Signa-Gruppe zurückgetreten war.

Anfang Woche ist zudem Rolf Olmesdahl als Leiter des Kernbanken-Programms zu Julius Bär gestossen. Der Experte für Banken-IT war unter anderem bei der UBS, der Credit Suisse, der Raiffeisen-Gruppe und bei Zurich tätig gewesen, wie einer internen Mitteilung von Julius Bär zu entnehmen ist, die der Nachrichtenagentur AWP vorliegt. Zuerst hatte das Portal "Finews" darüber berichtet.

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