Wettbewerb im Weltall |
11.11.2020 22:11:00
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SpaceX und Virgin Galactic droht weitere Konkurrenz - Raumfahrtunternehmen will an die Börse
Während Unternehmer wie Elon Musk und Richard Branson schon lange grossen Gefallen am Weltall gefunden haben, weckt der scheinbar unendliche Kosmos nun auch das Interesse von weiteren Geschäftsleuten und Investoren.
• Weltraumdienstleister setzt auf SpaceX-Rakete
• Raumfahrtwirtschaft begeistert immer mehr Akteure
Laut Berichten des Nachrichtensenders CNBC befindet sich das Raumfahrt- bzw. Raumtransportunternehmen Momentus aus Santa Clara im Bundesstaat Kalifornien gegenwärtig in ernsthaften Verhandlungen über einen Börsengang. Das Unternehmen plant in diesem Zusammenhang jedoch keinen klassischen IPO, sondern einen Börsengang mit Hilfe einer Mantelgesellschaft.
Börsengang via Mantelgesellschaft
Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Börsengang, bei welchem eine Firma ihre neuen Aktien offen am Kapitalmarkt anbietet, funktioniert ein Börsengang mit Hilfe einer Mantelgesellschaft bzw. einer SPAC (Special Purpose Acquisition Company) nur mit einem sogenannten Sponsor.
In einem ersten Schritt legt dieser Sponsor eine Mantelgesellschaft auf, welche nach ihrer Gründung frisches Kapital an der Börse einsammelt. In einem weiteren Schritt nutzt der Sponsor bzw. der Initiator dieser Mantelgesellschaft dieses Kapital um eine oder sogar mehrere Firmen aufzukaufen.
Eine derartige Vorgehensweise ermöglicht es so, einen Konzern, welcher nicht öffentlich gelistet ist, schlagartig über die Börse handelbar zu machen. Die Entscheidung über das Übernahmeziel der Mantelgesellschaft muss dabei nicht im Vorhinein festgelegt werden, sondern kann mit einem Mehrheitsvotum auf der jeweiligen Hauptversammlung entschieden werden. Sollten sich die Aktionäre innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums, in der Regel etwa zwei Jahre, jedoch auf kein geeignetes Übernahmeziel einigen können, wird die Mantelgesellschaft wieder aufgelöst.
Von Cannabis zur Weltraumfahrt
Für den Börsengang des Raumfahrtunternehmens Momentus agiert das US-Family Office Stable Road Capital nun als Hauptsponsor und Firmenhülle. Da der Weltallkonzern höchstwahrscheinlich auf eine Bewertung von insgesamt rund einer Milliarde US-Dollar kommen dürfte, hat Stable Road Capital somit schon im Vorfeld des Börsengangs rund 172,5 Millionen US-Dollar für die Übernahme eingesammelt. Ursprünglich war das Family Office, welches nun als Hauptsponsor und Mantelgesellschaft fungiert, zwar auf der Suche nach einem Unternehmen in der Cannabisindustrie, nun haben sich die Anteilseigner der Gesellschaft laut Insidern jedoch scheinbar für das Raumfahrtunternehmen entschieden.
Momentus - der Lieferdienst im Orbit
Momentus möchte weltweit das erste Unternehmen sein, welches im Weltall diverse Infrastrukturdienste anbietet. Diese sollen laut den Gründern dazu genutzt werden, um das menschliche Leben im Weltraum zu fördern bzw. zu ermöglichen. Explizit möchte der Konzern günstige Satelliten-, Nutzlast- und Frachtlieferungen, sowie Wartungsarbeiten anbieten. Zu dem Kundenkreis des Unternehmens zählen somit möglicherweise die NASA oder sogar Lockheed Martin.
Der Konzern setzt dabei auch auf die Unterstützung von SpaceX, der Raumfahrtgesellschaft des Tesla-CEO Elon Musk. So möchte der Konzern sein sogenanntes Vigoride-Raumschiff mit Hilfe einer Falcon 9-Rakete von SpaceX in die Erdumlaufbahn befördern. Der Vigoride von Momentus ist eine Art Raumschlepper, mit dem diverse Güter von einer Umlaufbahn in die nächste transportiert werden können.
Entfacht Momentus nun einen Kampf um den Weltraum?
Die Zusammenarbeit zwischen SpaceX und Momentus in Bezug auf das Vigoride-Projekt, welches schon im Dezember 2020 durchgeführt werden soll, lässt schnell erkennen, dass die private Raumfahrtbranche derzeit auf sehr enge Kooperationen angewiesen ist. Von einem harten Konkurrenzkampf kann in diesen Fall also noch keine Rede sein. Erst die Raketentechnik von SpaceX ermöglicht es Momentus, die eigenen Transferfahrzeuge effizient in die Erdumlaufbahn zu befördern.
Die von Momentus angestrebte Dienstleistung im Weltall unterscheidet sich dabei auch fundamental von den Absichten von Virgin Galactic. Während sich Momentus vermehrt auf Frachtlieferungen konzentrieren möchte, liegt der Fokus des von Richard Branson gegründeten Raumfahrtkonzerns vermehrt auf Raumflügen für Weltraumtouristen, die im sub-orbitalen Bereich durchgeführt werden sollen.
Raumfahrtwirtschaft zieht immer mehr Akteure an
Insgesamt gesehen treten die unterschiedlichen US-Raumfahrtgesellschaften gegenwärtig also noch nicht in direkten Wettbewerb. Die enormen Gewinnchancen rund um die Raumfahrtwirtschaft dürften zukünftig jedoch immer mehr Player auf den Plan rufen, was früher oder später einen regelrechten Wettlauf um den Orbit entfachen könnte.
Nicht ohne Grund positionierte sich auch der Amazon-Gründer Jeff Bezos schon frühzeitig in diesem Segment. So forscht das von Bezos gegründete Raumfahrtunternehmen Blue Origin schon seit dem Jahr
2000 an wiederverwendbaren Flugsystemen, die zunächst für suborbitale Flüge verwendet werden sollen.
Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.ch
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