Rubel-Geschäfte |
20.08.2023 16:49:00
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Wie JPMorgan, Goldman Sachs & Co. im vergangenen Jahr Milliardengewinne beim Rubel-Handel einstreichen konnten
Während die Chefs grosser US-Banken, wie Goldman Sachs-Präsident John Waldron, das Jahr 2022 als "besonders stark" beschrieben, kam es jüngst zu einem starken Rückgang der Handelserlöse. Doch warum boomte das Geschäft im vergangen Jahr so?
• Unternehmen wollten Rubel in US-Dollar eintauschen
• US-Banken ermöglichten Umtausch - und verdienten jeweils Hunderte Millionen US-Dollar
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine haben die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union bereits elf Sanktionspakete gegen Russland verabschiedet, mit denen insbesondere die russische Wirtschaft und die politische Elite geschwächt werden sollen. Doch während zahlreiche europäische Unternehmen ihre Geschäfte in Russland einstellten und Verluste in Kauf nahmen, fanden US-Grossbanken wie Goldman Sachs, Citigroup oder JPMorgan eine Möglichkeit, von den Russland-Sanktionen zu profitieren.
US-Banken ermöglichen Umtausch von Rubel in US-Dollar
Nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der Verhängung von Sanktionen gegen den Aggressor Russland, flohen zahlreiche Unternehmen und Investoren aus Russland. Im Zuge dessen versuchten sie ihre Rubel in US-Dollar einzutauschen. Hier kommen die US-Banken ins Spiel: Die Devisenhändler von Goldman Sachs, JPMorgan & Co. fanden einen Weg, günstig an US-Dollar zu kommen und diese für ihre Kunden gegen einen Aufschlag gegen die Rubel, die diese loswerden wollten, zu tauschen - und das, ohne in Konflikt mit den Sanktionen zu geraten, berichtet Bloomberg unter Berufung auf Personen mit direkter Kenntnis von den Transaktionen.
Möglich gewesen sei dies durch obskure Quellen, an die sich die Wall Street-Unternehmen gewendet hätten, mit denen sie zuvor selten Dollar gehandelt hätten. Es habe sich dabei um Kreditgeber mit Sitz in Ländern wie Kasachstan oder Armenien gehandelt, die von Russland als "freundlich" eingestuft wurden und von den USA nicht sanktioniert wurden. Sie konnten laut Bloombergs Quellen US-Dollar direkt von russischen Banken zum lokalen Wechselkurs des Landes kaufen. "Dritte wie Kasachstan und Armenien haben keine Sanktionen gegen Russland verhängt und sehen darin eher eine Geschäftsmöglichkeit als ein Risiko", gibt Bloomberg Maria Shagina wieder, die am Internationalen Institut für Strategische Studien in Berlin über Sanktionen forscht. "Solange es keine eindeutigen Drohungen mit weiteren Sanktionen gibt, würden sie diese Chance gerne nutzen."
Den US-Banken sei kein Fehlverhalten vorgeworfen worden und es gebe keine Hinweise darauf, dass die Rubel-Geschäfte gegen Sanktionen verstossen hätten. Laut mit den Geschäften vertrauten Personen habe der Handel der Banken den Kunden geholfen, neue Regeln einzuhalten und aus schwierigen Beteiligungen auszusteigen. Goldman Sachs & Co. hätten bereits Beziehungen zu Kreditgebern in Kasachstan und Armenien unterhalten. Vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine hätten die beiden Parteien aber kaum nennenswerte Mengen an Devisen miteinander gehandelt, hiess es - dann seien sie jedoch schnell zu wichtigen Partnern geworden.
Banken wie Goldman Sachs, Citigroup und JPMorgan verdienen im Krieg
Die Transaktionen sollen zum zweithöchsten Anstieg der Einnahmen aus dem Handel mit festverzinslichen Wertpapieren seit einem Jahrzehnt beigetragen haben. Laut den Personen mit Kenntnis von den Transaktionen haben Goldman Sachs, Citigroup und JPMorgan im vergangenen Jahr mit dem Rubelhandel jeweils Hunderte Millionen US-Dollar verdient.
"Im Krieg verdienen normalerweise zwei Unternehmen Geld", zitiert Bloomberg Jason Kennedy, Vorstandsvorsitzender des Finanzdienstleistungs-Personalvermittlungsunternehmens Kennedy Group. "Waffenhändler und Banken." Seiner Meinung nach dürften sich die jährlichen Boni der Devisenhändler an der Wall Street dank ihrer Rubel-Geschäfte verdoppelt haben.
Wie Bloomberg unter Berufung auf Daten von Vali Analytics berichtet, verdienten die grössten Banken der Welt 2022 insgesamt 6 Milliarden US-Dollar mit dem Rubel-Handel, was etwa dem Dreifachen dessen entspreche, was sie damit normalerweise verdienen.
Redaktion finanzen.ch
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