Warnung an Anleger |
18.02.2023 22:33:00
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Zinserhöhung auf bis zu sechs Prozent möglich: Citigroup-Experte rechnet dann mit verheerenden Folgen
Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die US-Notenbank Fed den Leitzins seit vergangenem März bereits achtmal erhöht. In den letzten Wochen hatten Hoffnungen die Märkte gestützt, es könnte damit bald vorüber sein. Der Optimismus sei jedoch verfrüht, warnt die Citigroup - und könnte verheerende Folgen für die Aktien- und Bondmärkte haben.
• Anleger hoffen auf Ende des Zinserhöhungszyklus
• Citigroup-Stratege warnt vor nicht eingepreister Zinserhöhung auf sechs Prozent
Nachdem die Inflation im vergangenen Jahr in schwindelerregende Höhen vordrang, hat sich die US-Notenbank, die zunächst davon ausgegangen war, dass es sich bei der wachsenden Teuerung lediglich um ein vorübergehendes Phänomen handele, schliesslich doch ein Herz gefasst und die Zinswende eingeläutet. Um den hohen Inflationsraten Herr zu werden, wurde seit März 2022 der US-Leitzins mittlerweile achtmal angehoben, sodass er nun bei einer Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent rangiert. Der jüngste Zinsschritt Anfang Februar fiel dabei mit einem Plus von lediglich 25 Basispunkten jedoch wieder deutlich geringer aus als die Male davor.
Das Handeln der Fed zeigt bereits Wirkung: So belief sich die Inflation im Dezember 2022 auf 6,5 Prozent, nach 7,1 Prozent im November, 7,7 Prozent im Oktober und 8,2 Prozent im September desselben Jahres. Am Markt wird dementsprechend gehofft, dass es mit den Zinserhöhungen bald wieder vorüber sein könnte. Einige Optimisten hoffen gar, dass schon in diesem Jahr die ersten Zinssenkungen vollzogen werden könnten.
Fed pocht auf weitere Zinserhöhungen
Dabei betonte Fed-Chef Jerome Powell erst Anfang Februar im Zuge einer Veranstaltung in Washington, dass weitere Zinserhöhungen notwendig seien, um die Inflation weiter in Richtung des erklärten 2-Prozent-Ziels der Notenbank zu drücken. Wie der Währungshüter erwartet, dürfte dieses nämlich erst 2024 erreicht werden. Darüber hinaus würde der Arbeitsmarkt der USA weiterhin von grosser Stärke zeugen. Wenn dies so bleibe, sei es denkbar, dass der Höhepunkt der Zinserhöhungen dementsprechend höher liege. Am Markt wird derzeit von einem Zinshöhepunkt bei etwas über fünf Prozent ausgegangen.
Der Grund, warum am Markt nicht von höheren Raten ausgegangen wird, liegt in der Sorge begründet, die höheren Zinsen könnten die USA in eine Rezession stürzen. Fed-Direktorin Michelle Bowman meinte jedoch erst kürzlich im Rahmen einer Veranstaltung der American Bankers Association in Orlando, dass eine "sanfte Landung" der Wirtschaft trotz höherer Zinsen noch immer möglich sei: "Wir sind noch weit davon entfernt, Preisstabilität zu erreichen. Und ich erwarte, dass es nötig sein wird, die Geldpolitik weiter zu straffen, um die Inflation Richtung Zielwert zu bringen", so das Fed-Führungsmitglied.
Citigroup warnt vor zu viel Optimismus
Die Aussicht auf einen baldigen Höhepunkt der Zinsen hat in den letzten Wochen zu grossen Gewinnen an den Aktienmärkten geführt. So hat der marktbreite US-Index S&P 500 seit Jahresbeginn bereits 6,24 Prozent hinzugewinnen können (Schlusskurs vom 17. Februar 2023). Laut Citigroup-Stratege Mohammed Apabhai könne dieser verfrühte Optimismus jedoch verheerende Auswirkungen auf die Aktien- und Anleihemärkte haben. Seiner Meinung nach würden Anleger die Möglichkeit verkennen, wie die Märkte auf eine Leitzinserhöhung auf ein Niveau von sechs Prozent reagieren würden, schliesslich sei eine solche Spanne bisher noch gar nicht eingepreist. Sollte dieses Szenario jedoch eintreten, könnte es an den Aktien- und Anleihemärkten zu einem Blutbad kommen.
So tief könnten Aktien- und Anleihemärkte fallen
So seien die Aktienmärkte in Europa, Hongkong, Südkorea und den USA mittlerweile überpreist, was bedeute, dass sie in den nächsten drei bis vier Monaten fallen würden. So würde der faire Wert des S&P 500 noch in diesem Jahr unter 3'500 Indexpunkte sinken. Auch der Hang Seng dürfte fallen und dabei seine Gewinne seit Jahresstart wieder abgeben. Für ein bullishes Szenario am Aktienmarkt müsste der US-Dollar weitere zehn Prozent fallen, dies sei jedoch kaum denkbar, "wenn die Fed die Zinsen auf ein Niveau hebt, welches vom Markt nicht erwartet wird". Stattdessen würde die Citigroup aktuell Zeichen sehen, die darauf hindeuten, dass der US-Dollar seinen Boden erreicht habe. Schon ein kleiner Rebound des US-Dollars könnte für die Märkte grossen Gegenwind bedeuten. Er ging sogar soweit zu vermuten, die Rally des Hang Seng seit Jahresbeginn (+4,74 Prozent) hätte weniger mit der Wiedereröffnung Chinas nach der strengen Corona-Politik, sondern viel mehr mit dem fallenden US-Dollar zu tun. Was er Kunden daher empfehle sei, im Zuge von Aktienrallys zu verkaufen.
Doch auch den Anleihemärkten stünden grosse Abschläge bevor. "Ich denke, die Zinsstrukturkurve ist offen gesagt falsch. Der Anleihemarkt ist zu taubenhaft eingestellt. Aber das Zinstief wird erst nach einem extremen Punkt auf der Falkenseite kommen. Das hat der Markt noch nicht mit einbezogen", so Mohammed Apabhai. Seiner Meinung nach sei es verfrüht, sich mit Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit einzudecken. Dies sei erst bei einer Rendite über 4,25 Prozent angemessen. Er geht ausserdem davon aus, dass ein schnelleres Vorgehen bei der quantitativen Straffung den US-Dollar befeuern könnte, was wiederum auf die Emerging Markets drücken dürfte. Die Citigroup rate daher aktuell von chinesischen Staatsanleihen oder Anleihen aus asiatischen Emerging Markt ab.
Redaktion finanzen.ch
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