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Risikovorsorge vervierfacht 13.05.2020 17:35:00

Commerzbank-Aktie knickt ein: Verlust zum Jahresauftakt fällt höher als erwartet aus

Commerzbank-Aktie knickt ein: Verlust zum Jahresauftakt fällt höher als erwartet aus

Die Verwerfungen der Corona-Pandemie haben die Commerzbank zum Jahresauftakt in die roten Zahlen gedrückt.

Trotz guter Geschäfte vor allem mit Privat- und Unternehmerkunden stand zum Ende des ersten Quartals unter dem Strich ein Minus von 295 Millionen Euro in den Büchern, wie die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Bank am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte das Geldhaus 122 Millionen Euro Überschuss ausgewiesen. Experten hatten mit einem etwas geringeren Verlust gerechnet. Die seit Wochen ohnehin stark unter Druck stehende Aktie gab im XETRA-Handel nach und sank letztendlich um 7,09 Prozent auf 2,99 Euro.

Vor allem die Furcht vor vielen Kreditausfällen drückte das Ergebnis: Die Bank vervierfachte ihre Risikovorsorge von 78 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 326 Millionen Euro. Im Gesamtjahr 2020 erwartet die Bank eine Risikovorsorge von 1,0 Milliarden bis 1,4 Milliarden Euro - nach 620 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

"Dank der sehr weitreichenden Massnahmen der Bundesregierung rechnen wir damit, dass deutsche Unternehmen, die einen Grossteil unseres Geschäfts ausmachen, vergleichsweise gut durch die Krise kommen werden", erklärte Finanzchefin Bettina Orlopp. "Wir haben ein gesundes Kreditbuch und der Anteil gefährdeter Kredite liegt seit Jahren unter dem deutschen und europäischen Durchschnitt. So können wir auch weitere Auswirkungen der Pandemie abfedern."

Konzernchef Martin Zielke betonte die "komfortable Kapitalsituation" der Bank. Finanzinstitute profitieren zusätzlich von vorübergehenden Lockerungen der Anforderungen durch die Regulierer in der aktuellen Krise. Ende März lag die Kernkapitalquote der Commerzbank bei 13,2 Prozent. Kernkapital gilt als Puffer für Krisenzeiten.

Der Vorstand des seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut lotet jedoch seit Wochen auch aus, wo noch gespart werden kann. Die Bank werde ihr "Kostenmanagement in diesem Jahr intensivieren", bekräftigte Orlopp. "Denn Kosteneffizienz und leistungsfähige digitale Strukturen sind gerade in diesen Zeiten essenziell."

Spekuliert wurde zuletzt in Presseberichten über eine deutliche Ausdünnung des Filialnetzes von 1'000 Standorten auf 400 bis 500 Geschäftsstellen. Bei der Bilanzvorlage Mitte Februar hatte Orlopp angekündigt, die Bank werde spätestens zur Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal Anfang August Details zu den Sparbemühungen nennen.

Im September hatte der Vorstand unter anderem angekündigt, bis 2023 weitere 2'300 Stellen abzubauen. Ende des ersten Quartals 2020 hatte die Bank auf Vollzeitbasis etwa 39'800 Mitarbeiter, im laufenden Jahr soll die Zahl nach letzten Angaben auf knapp 39'000 sinken. Beschlossen ist zudem bereits die Schliessung jeder fünften Filiale.

Um in Sachen Digitalisierung noch schlagkräftiger zu werden, integriert die Commerzbank ihre Online-Tochter comdirect. Die verbliebenen Minderheitsaktionäre des Instituts mit Sitz im schleswig-holsteinischen Quickborn kann die Commerzbank nach einem Beschluss der comdirect-Hauptversammlung aus der vergangenen Woche per Barabfindung aus dem Unternehmen drängen ("Squeeze-out").

Abgeblasen ist dagegen der Verkauf der Mehrheitsbeteiligung von 69,3 Prozent an der polnischen mBank. Im von der Corona-Krise geprägten Umfeld sei ein solches Geschäft zu attraktiven Bedingungen nicht erreichbar, hatte die Bank Anfang dieser Woche mitgeteilt.

Ab Mittwochmittag wird der Commerzbank-Vorstand den Aktionären unter anderem erklären, warum selbst die zunächst angekündigte magere Dividende für das vergangene Geschäftsjahr nicht gezahlt wird. Die Hauptversammlung wird wegen der Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr komplett als Online-Veranstaltung ausgerichtet.

Für das Gesamtjahr 2020 plant der Vorstand "angesichts der Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie" äusserst vorsichtig: Zumindest im Geschäft mit Kunden, das die Bank selbst beeinflussen kann, hofft die Bank, dass sie die Erträge "weitgehend stabil halten" kann - so denn die Wirtschaft allmählich wieder hochfährt und es zu keinem zweiten Lockdown kommt.

Commerzbank-Chef sieht Strategie in der Krise bestätigt

Commerzbank-Chef Martin Zielke sieht sein Haus vor dem Hintergrund der Corona-Krise gut aufgestellt. "Bisher hat uns die Krise darin bestärkt, dass wir die richtige Strategie verfolgen", sagte Zielke auf der virtuell durchgeführten Hauptversammlung. Die Krise sei eine tiefe Zäsur. Der Vorstand beschäftige sich mit den Folgen und leite Maßnahmen ab, "wo wir noch besser werden können".

Zielke erwartet einen Schub für die Digitalisierung. "Die Pandemie zwingt uns viel schneller und radikaler in eine digitale Welt, als wir uns das noch vor Kurzem vorstellen konnten", sagte der Manager. "Die Krise hat uns allen nochmals verdeutlicht, wie wichtig für uns eine leistungsstarke digitale Infrastruktur ist."

Die Arbeit in der Commerzbank laufe trotz Eindämmungsmaßnahmen gut. "Insgesamt bin ich sehr zufrieden damit, wie gut uns die agile und digitale Arbeitsweise in der Bank gelingt." Die IT laufe reibungslos.

Für den Ausfall der Dividende warb Zielke um Verständnis bei den Aktionären. Der Vorstand sei sich bewusst, dass die Entscheidung, keine Dividende zu zahlen "für viele unbefriedigend ist". Angesichts der aktuellen Unsicherheit folge man jedoch der Empfehlung der Europäischen Zentralbank (EZB) und verzichte "trotz ausreichend Liquidität und Eigenkapital" auf eine Dividende. Die Commerzbank hatte sich vorgenommen, 15 Cent je Aktie auszuschütten.

/ben/zb/DP/zb

FRANKFURT (awp international) / FRANKFURT (Dow Jones)

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Bildquelle: Thomas Lohnes/Getty Images,360b / Shutterstock.com

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28.02.25 Commerzbank Buy Warburg Research
25.02.25 Commerzbank Overweight JP Morgan Chase & Co.
18.02.25 Commerzbank Buy Deutsche Bank AG
17.02.25 Commerzbank Kaufen DZ BANK
14.02.25 Commerzbank Sector Perform RBC Capital Markets
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