Starke Nachfrage |
23.10.2024 17:51:00
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Kühne+Nagel-Aktie markiert Jahrestief: Kühne+Nagel setzt im dritten Quartal mehr um
Der Logistikkonzern Kühne+Nagel hat sich im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert.
Der Nettoumsatz nahm um 19 Prozent auf 6,49 Milliarden Franken zu und der um die volatilen Frachtraten bereinigte Rohertrag um 5 Prozent auf 2,19 Milliarden, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. In der Folge verbesserten sich auch die Gewinnzahlen. Der operative Gewinn (EBIT) stieg um 2 Prozent auf 455 Millionen und der Reingewinn um 6 Prozent auf 339 Millionen.
"Die hoch flexiblen Logistiklösungen von Kühne+Nagel haben sich angesichts der weltweit zunehmenden Lieferkettenstörungen erneut als klarer Vorteil für unsere Kunden erwiesen", liess sich CEO Stefan Paul zitieren. Dies spiegle sich in der positiven Geschäftsentwicklung wider.
Seefracht im Hoch
Als Beispiel nannte das Unternehmen die Onlineplattform seaexplorer.com. Diese habe sich während der jüngsten Lieferkettendisruptionen wie der Krise im Roten Meer oder den Hafenstreiks an der US-Ostküste als zuverlässige Informationsquelle für Seefrachtkunden weltweit erwiesen.
In der Seefracht nahm der Umsatz denn auch markant zu (+36%), während er in der Luftfracht um 20 Prozent stieg. In den kleineren Bereichen Landverkehre (+3%) und Kontraktlogistik (+2%) ging es ebenfalls nach oben.
In der Seefracht führte die Umsatzsteigerung auch zu einem höheren EBIT (+9%), während dieser in der Luftfracht abnahm (-12%).
Umsatzerwartungen übertroffen
Die Verbesserungen sind keine Überraschung. Die Analysten hatten mit solchen gegenüber dem schwachen Vorjahreszeitraum gerechnet, nachdem das Management sich Mitte Jahr zuversichtlich zum weiteren Geschäftsverlauf geäussert hatte.
Deutlich übertroffen wurden die Erwartungen nun gleichwohl beim Umsatz. Bei den anderen Kennzahlen wurden sie in etwa erfüllt.
Konversionsrate über 20 Prozent
Zur Erinnerung: Der Logistikkonzern hatte im Jahr 2023 die Normalisierung nach dem Corona-Boom gespürt. Die Konversionsrate, die das Verhältnis von EBIT zum sogenannten Rohertrag beschreibt und für das Management eine wichtige Kenngrösse ist, fiel im letzten Jahresviertel 2023 mit 15,6 Prozent sehr tief aus. Im ersten Quartal 2024 stieg sie dann immerhin wieder auf 18 Prozent und kam im zweiten Quartal bei 18,3 Prozent zu liegen.
Nun wurde mit 20,8 Prozent die 20-Prozent-Marke wieder überschritten. Mittelfristig peilt das Unternehmen im Rahmen der "Roadmap 2026"-Strategie bekanntlich Konversionsraten von 25 bis 30 Prozent an.
Erstmals seit dem Ende der Covid-Sonderkonjunktur seien EBIT und der Gewinn auf Quartalsbasis sowohl im Vergleich zum Vorquartal als auch zur Vorjahresperiode gestiegen, betonte das Unternehmen denn auch. Zur positiven Geschäftsentwicklung habe auch die Verschlankung des Unternehmens durch den Abbau der regionalen Struktur beigetragen.
Einen konkreten Ausblick auf das laufende Jahr gibt das Unternehmen wie üblich nicht.
EBIT-Konsens nicht aus der Luft gegriffen
Mit Blick nach vorne ist aus Unternehmenskreisen zu hören, dass die aktuelle Konsens-Prognose für den Gesamtjahres-EBIT von 1,7 Milliarden Franken nicht aus der Luft gegriffen sei. Einen konkreten Ausblick auf das laufende Jahr gibt das Unternehmen aber wie üblich nicht.
Dazu gebe es zu viele Unsicherheitsfaktoren. "Die sichere Vorhersage von Frachtraten ist heute ein Ding der Unmöglichkeit," sagte CFO Markus Blanka-Graff. Diese schossen bekanntlich im Sommer in die Höhe, reduzierten sich kürzlich aber wieder markant. Dies sei aber nur ein Faktor, so der CFO. Ein anderer seien mögliche Effekte neuer Freigrenzen-Regelungen in den USA auf den E-Commerce.
Positiv stimme ihn derweil, dass der Kurzstreik der Hafenarbeiter an der US-Ostküste und Wetterkapriolen in Asien gewisse Volumina zeitlich ins vierte Quartal verschoben hätten. Denkbar sei auch, dass der frühe Zeitpunkt des chinesischen Neujahrsfestes die Entwicklung im Q4 befeuere.
Aggressiver in den Markt gehen
Mit Blick auf 2025 gibt es laut CEO Stefan Paul ein klares Ziel: organisches Wachstum. "Wir wollen aggressiver in den Markt gehen und Marktanteile gewinnen", sagte er im Interview mit AWP.
Dies solle aber nicht über Preisnachlässe geschehen. Vielmehr sollten Kundennähe und schnelle Entscheidungsprozesse helfen. Die Übernahme von DB Schenker durch DSV erachten die Kühne+Nagel-Chefs in diesem Zusammenhang als hilfreich. Es gebe bei den Schenker-Kunden eine hohe Unsicherheit. "Das wollen wir aktiv nutzen", so der CEO.
CFO Blanka-Graff betonte allerdings, dass man nicht auf Gedeih und Verderben Volumen realisieren wolle. Die Rendite bleibe im Fokus. Dies sei nötig, um die mittelfristigen Renditeziele zu erreichen.
Kühne+Nagel nach Zahlen auf Jahrestief
Die Aktien von Kühne+Nagel sind am Mittwoch nach der Vorlage der Q3-Zahlen auf ein neues Jahrestief gefallen. Die von einigen Experten befürchtete Zahlenenttäuschung blieb zwar aus. Von der früheren Zuversicht des Managements sei aber auch nichts mehr zu spüren, meinen Börsianer.
Im Schweizer Handel ging es für die Papiere von Kühne+Nagel letztlich um 1,63 Prozent abwärts auf 216,80 Franken. Im frühen Handel waren sie sogar auf ein Jahrestief von 216,40 Franken gefallen. Mit einem Minus von gegen einem Viertel seit Januar wird dem Transporteur die undankbare Rolle des diesjährigen SMI-Schlusslichts zuteil.
Im Communiqué seien die Hinweise auf eine Aufhellung des Geschäfts verschwunden, wird am Markt festgestellt. Dies sei zwar keine grosse Überraschung, helfe dem Titel aber natürlich auch nicht.
Wie Analysten festhalten, hat Kühne+Nagel mit den eigentlichen Zahlen die Erwartungen hingegen grossomodo erfüllt. Während die Bereiche Seefracht und Kontraktlogistik etwas mehr als gedacht zum operativen Gruppengewinn beitragen, wussten die beiden anderen Bereiche Luftfracht und Überlandtransport aber nicht zu überzeugen. Gerade vom Luftfrachtgeschäft hatten sich die Analysten rückblickend ein besseres Ergebnis erhofft.
Für Gesprächsstoff sorgen in Expertenkreisen die Mittelfristziele. Einige Analysten hatten anlässlich der Veröffentlichung der Drittquartalszahlen befürchtet, dass das Unternehmen diese Ziele aussetzen oder reduzieren würde. Der Medienmitteilung sind in diesem Zusammenhang jedoch keine Neuigkeiten zu entnehmen.
Schindellegi (awp)
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