Übersterblichkeit |
01.04.2022 23:35:00
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Nach Schadensforderungen in Milliardenhöhe im 2021: Corona dürfte Versicherer wie Swiss Re weiter belasten
Die Swiss Re konnte 2021 nach einem Verlust im Vorjahr zwar wieder schwarze Zahlen schreiben, dennoch belastete die COVID-19-Pandemie den Rückversicherer spürbar. Auch im neuen Jahr dürfte die Entwicklung rund um Corona aufgrund einer vermutlich bleibenden höheren Übersterblichkeit weiter eine wichtige Rolle für die Versicherer spielen.
• Life & Health Reinsurance verzeichnet COVID-19-bedingte Schäden von fast 2 Milliarden US-Dollar
• Übersterblichkeit in den USA dürfte erhöht bleiben - weitere Lasten für Swiss Re & Co.?
Swiss Re 2021 mit Milliardengewinn
Die Swiss Re konnte im vergangenen Jahr einen Milliardengewinn verbuchen und ihre Kapitalausstattung verbessern. Nachdem der Rückversicherer 2020 wegen hoher Rückstellungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise noch einen Verlust schrieb, kehrte er 2021 in die Gewinnzone zurück. Die Swiss Re habe im 2021 dank der in den letzten Jahren umgesetzten strategischen Massnahmen ihre Ertragskraft unter Beweis gestellt, wird Verwaltungsratspräsident Sergio Ermotti laut awp in der Mitteilung zitiert. Im vergangenen Jahr erzielte die Swiss Re einen Gewinn von 1,44 Milliarden US-Dollar - im Vorjahr schlug ein Verlust von rund 900 Millionen US-Dollar zu Buche.
Die EVM-Rechnung, das integrierte Bewertungs- und Steuerungssystem zur Messung der eigenen Performance der Swiss Re, ergab 2021 ökonomische Erträge in Höhe von 3,8 Milliarden US-Dollar, nach einem Minus von 434 Millionen im Vorjahr. Vor allem das Sach- und Haftpflicht-Geschäft und die Erstversicherung Corporate Solutions konnten eine starke Performance vorweisen, hiess es. Die EVM-Prämien und -Honorareinnahmen der Gruppe stiegen nach Unternehmensangaben 2021 gegenüber dem Vorjahr um 14,4 Prozent auf 67,1 Milliarden US-Dollar. Alle Geschäftsbereiche konnten ihre Umsätze steigern - der Bereich Life & Health Reinsurance (L&H Re) konnte mit 18,3 Prozent jedoch das stärkste Wachstum verzeichnen.
Die Kapitalausstattung von Swiss Re ist, wie das Unternehmen berichtet, während des gesamten Jahres 2021 sehr stark geblieben. Die SST-Quote der Gruppe lag zum 1. Januar 2022 mit 223 Prozent etwa in der Mitte der Zielspanne von 200-250 Prozent. Anhand des SST (Schweizer Solvenztest) beurteilt die Finanzmarktaufsicht FINMA mindestens einmal im Jahr die Kapitalisierung der Versicherungsunternehmen. Die Solvenzanforderung gilt laut FINMA als erfüllt, wenn das verfügbare Kapital grösser ist als das geforderte Kapital, die SST-Quote also über 100 Prozent liegt.
Life & Health Reinsurance mit Verlust
Der Geschäftsbereich Life & Health Reinsurance erzielte 2021 trotz COVID-19-Schäden positive ökonomische Erträge in Höhe von 657 Millionen US-Dollar. Dieses Ergebnis sei vor allem den ausgezeichneten Gewinnen aus dem Neugeschäft in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar zu verdanken, welche wiederum auf höhere Preise und eine starke Transaktionspipeline zurückzuführen waren, so die Swiss Re in ihrer Medienmitteilung zum Geschäftsbericht 2021. Dennoch verbuchte der Rückversicherer im Bereich L&H Re im 2021 einen Verlust von 523 Millionen US-Dollar, nach einem Gewinn von 71 Millionen US-Dollar im Jahr 2020. Das liege daran, dass der Geschäftsbereich im vergangenen Jahr erheblich höhere COVID-19-bedingte Schäden von fast 2 Milliarden US-Dollar verzeichnete. Diese Schäden seien laut Swiss Re "in erster Linie auf die erhöhte COVID-19-bedingte Sterblichkeit in den USA zurückzuführen und spiegelten den starken Anstieg der Infektionsraten zu Beginn des Jahres sowie im dritten und vierten Quartal wider." Derweil sind die verdienten Nettoprämien und Honorareinnahmen 2021 bei verbesserten Margen um 7,1 Prozent auf 14,9 Milliarden US-Dollar gestiegen - vor allem dank grosser Transaktionen und vorteilhafter Wechselkursentwicklungen. Ohne Berücksichtigung der COVID-19-Schäden hat L&H Re den Gewinn 2021 um 26 Prozent auf 1,1 Milliarden US-Dollar gesteigert, wie das Unternehmen mitteilt. Dies sei "auf die gute Underwriting-Performance in allen Regionen, das positive Ergebnis aus Kapitalanlagen sowie einmalige positive Effekte der aktiven Bestandsverwaltung zurückzuführen."
Corona ist noch nicht vorbei
Wie cash.ch berichtet, dürfte die Übersterblichkeit in den USA auch erhöht bleiben, weil zuerst die Delta-Welle und nun die Omikron-Welle des Coronavirus vor allem bei Ungeimpften Opfer fordere. Bei Unternehmen wie Swiss Re, die in der Lebensversicherung tätig sind und bereits für das vierte Quartal 2021 höhere Mortalitäts-Schadenansprüche berichteten, dürften diese daher auch im ersten Halbjahr 2022 höher ausfallen als sonst. Die Mortalitätsrisiken konzentrieren sich für die Rückversicherer laut cash.ch auf die USA und etwas weniger stark auf Grossbritannien und Kanada; einen Anstieg der Claims gebe es aber auch in Ländern wie Südafrika und Indien.
Auch die Omikron-Variante, die inzwischen für weniger starke Krankheitsverläufe bekannt ist, bringe laut der Branche Risiken mit sich, schreibt cash.ch. Weil die Variante so ansteckend sei und die Fallzahlen deshalb sehr hoch steigen könnten, dürfte auch Omikron weiter höhere Todesfallzahlen mit sich bringen. Dazu würden sich die hohen Mortalitätslevel finanziell für die Rückversicherer noch akzentuieren, da die aktuelle Welle mehr Todesfälle bei Menschen aus der arbeitstätigen Bevölkerung fordere.
Bloomberg hat, wie cash.ch berichtet, errechnet, dass die grössten Lebensversicherer im vierten Quartal 2021 8,4 Milliarden US-Dollar Kosten beansprucht bekommen haben. Knapp ein Drittel davon sei auf die Swiss Re entfallen, die von Lebensversicherungs-Forderungen stärker betroffen sei als zum Beispiel die Nummer Zwei im Markt, die Munich Re. Doch auch die Munich Re, die im Bereich Naturkatastrophen stärker gefährdet ist, sehe die Pandemie als das grösste kurzfristige Akkumulationsrisiko in ihrer Lebens- und Krankenversicherungssparte, so cash.ch.
Zuversichtlicher Ausblick
Die Swiss Re sieht sich jedoch trotz grosser Unsicherheit aufgrund der Pandemie auf Kurs. "Angesichts der gestiegenen Ertragskraft des Geschäfts, des positiven Marktausblicks und der anhaltenden Kostendisziplin hat Swiss Re neue ehrgeizige Finanzziele für die Gruppe veröffentlicht.", schreibt das Unternehmen in seiner Medienmitteilung. Für das laufende Jahr erwartet Swiss Re dank anhaltender "Schwerpunktsetzung der Gruppe bei der Portefeuillequalität in Kombination mit steigenden Preisen" eine bessere Performance im Sach- und Haftpflicht-Geschäft. Derweil biete der Bereich Life & Health Reinsurance laut Swiss Re, trotz voraussichtlich weiterer Belastungen durch die Corona-Pandemie in diesem Jahr, weiterhin attraktive Möglichkeiten für die Geschäftsentwicklung. Unter Berücksichtigung dieser Belastungen strebe L&H Re für das Jahr 2022 einen Gewinn von rund 300 Millionen US-Dollar an.
"Mit der geschärften Strategie der Gruppe und klaren Prioritäten für die Geschäftsentwicklung werden wir die positive Entwicklung fortschreiben, die sich in diesen Jahresergebnissen zeigt. Die neuen Finanzziele für die Gruppe und die einzelnen Geschäftsbereiche spiegeln unsere Ambition wider, die Profitabilität zu steigern und für unsere Aktionäre, Kunden und Mitarbeitenden Mehrwert zu schaffen. Auch wenn das Umfeld mit Blick auf die Pandemie weiterhin ungewiss ist, sind wir angesichts unserer sehr starken Kapitalausstattung zuversichtlich, dass die Gruppe diese Ziele erreichen kann.", wird der Group Chief Executive Officer von Swiss Re, Christian Mumenthaler, zitiert.
Redaktion finanzen.ch
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