Im Zeichen von Corona |
15.04.2021 06:41:00
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T. Rowe Price schwört Anleger auf niedrige Erwartungen an den Aktienmärkte ein
Die Hoffnung auf den Erfolg von Impfstoffen hat den internationalen Aktienmärkten in den letzten Wochen einiges an Schwung verliehen. In seinem Marktausblick schaut der Vermögensverwalter T. Rowe Price dennoch eher verhalten auf die nächsten zehn Jahre.
• Corona-Krise rückt Pharmabranche verstärkt in der Vordergrund
• Regierung und Zentralbanken weiter mit Stimulierungsmassnahmen gefragt
Jedes Jahr kommen verschiedene Experten des Finanzberaters T. Rowe Price für eine Pressekonferenz zum Thema Global Market Outlook zusammen, um einen Ausblick über das Geschehen an den Finanzmärkten zu geben. Im November 2020 fand die Veranstaltung erstmals vollständig online statt. Die Themen waren breit gefächert - von der Lage an den globalen Märkten, dem Gesundheitssektor, der US-Präsidentschaft bis hin zu Umwelt und Soziales. Natürlich wurden insbesondere die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu einem Schwerpunkt gemacht.
Obgleich die Corona-Neuinfektionszahlen zum Zeitpunkt der Konferenz weiterhin sehr hoch waren, hatten in den Wochen zuvor verschiedene Unternehmen mit positiven Daten zur Entwicklung ihrer Impfstoffkandidaten zu Freudensprüngen an den internationalen Aktienmärkten geführt. So hatten bereits BioNTech / Pfizer, Moderna und auch AstraZeneca Hoffnungen geschürt, dass ein Impfstoff bald zur Verfügung stehen könnte. Allerdings gaben die Experten von T. Rowe Price damals zu bedenken, dass unklar sei, ob eine durch ein Mittel erreichte Immunität auch dauerhaft Bestand habe. Hier sollten Anleger weitere Meldungen seitens der Pharma-Spezialisten abwarten. Der Vermögensverwalter schätzte, dass ein Impfstoff im Frühjahr 2021 zur Verfügung stehen könne. Inzwischen stehen immer mehr verschiedene Vakzine zur Verfügung und viele Länder weltweit haben damit begonnen, die Bevölkerung zu impfen.
Gesundheitssektor im Vordergrund
Generell habe die Corona-Krise dazu geführt, dass Biotech- und Pharmaunternehmen verstärkt in den Fokus von Anlegern geraten seien. Dieser Trend dürfte sich nach Meinung der Analysten auch weiterhin fortsetzen. Der verstärkte Fokus dürfte jedoch auch dazu führen, dass in dem Gesundheitssektor eine grössere Spaltung in "Gewinner und Verlierer" vollzogen werden dürfte, wobei besonders die Unternehmen profitieren dürften, die auf Innovation setzen. Auch der Bereich der Telemedizin hätte durch die Pandemie grössere Aufmerksamkeit erfahren und seine Vorteile deutlich gezeigt. Dementsprechend könnte auch dieser Bereich künftig stärker genutzt werden.
Wirtschaft bleibt auch nach Corona hilfsbedürftig
Auch auf den globalen Märkten steht die Corona-Pandemie weiterhin im Zentrum der Aufmerksamkeit. Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise abzufangen, haben Regierungen weltweit bereits umfassende Konjunkturpakete geschnürt. Doch die ersten Hilfen sind mittlerweile aufgrund der Dauer der Krise fast schon wieder verpufft. Daher geht T. Rowe Price davon aus, dass "weitere Steuerhilfen nötig sind, um die Wirtschaft auf ein Umfeld ,nach COVID‘ vorzubereiten", wie es in der Pressemitteilung heisst. Bislang seien fiskalische Anreize darauf ausgelegt worden, "notleidenden Sektoren, kleinen Unternehmen und Arbeitnehmer zu helfen", diese Anreize könnte jedoch im Jahr 2021 wieder getrimmt werden, was bedeutet, dass Ausgaben von Unternehmen und Verbrauchern wieder vermehrt steigen müssten, um diese Veränderung auszugleichen.
Mit Blick auf die Asset-Allokation könne es dem Vermögensverwalter zu einer Rotation von Growth- zu Value-Aktien kommen. Allerdings "sollten Anleger diversifiziert zwischen Growth und Value bleiben". In 2021 sollten Marktteilnehmer hingegen "die (relative) günstige Zyklizität von Small Caps, Hochzinsanleihen und Schwellenmärkten nutzen".
Zentralbanken dürfte Zinsen niedrig halten
Auch die Zentralbanken haben mit Zinssenkungen ihren Beitrag zur Entlastung von Unternehmen und Verbrauchern beigetragen. Hier gehen die Experten des Vermögensverwalters davon aus, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen auch in den nächsten Jahren nicht wieder anheben wird. Allerdings hätten die Niedrigzinsen grosse Auswirkungen auf die Anleihe- und Aktienmärkte, mit einem ernüchternden Fazit seitens des Finanzberaters: "Anleger müssen in den nächsten zehn Jahren ihre Erwartungen bezüglich Renditen durch Aktien und Anleihen nach unten korrigieren. Nicht alle Boote werden durch eine steigende Flut gleichmässig nach oben getragen, die Unterschiede zwischen Gewinnern und Verlierern werden deutlicher hervortreten".
Mehrheit im Senat blieb zum Konferenz-Zeitpunkt noch unklar
Auch das Ergebnis der US-Wahl sorgte für etwas Unsicherheit, da erst im Januar 2021 feststand, ob der Senat letztlich von Republikanern oder Demokraten dominiert wird. Die Entscheidung könnte weitreichende Folgen für die US-Wirtschaft haben. So geht T. Rowe Price davon aus, dass bei einem Sieg der Demokraten Steuererhöhungen für Unternehmen durchgesetzt würden (abgefedert durch weitere Stimuli) und verstärkt Arbeitsrechte und Umweltschutz in den Fokus rücken würden. Bei einem Erfolg der Republikaner wird jedoch davon ausgegangen, dass es nur zu minimalen Steuererhöhungen sowie zu einem etwas moderateren Konjunkturpaket kommen würde.
Inzwischen steht fest, dass Joe Biden eine demokratische Mehrheit im Senat hinter sich versammeln kann, allerdings betonte der neue US-Präsident auch mit "Leuten aus beiden Parteien" zusammenarbeiten zu wollen.
In jedem Fall dürfte auf den gewählten Präsidenten Joe Biden jedoch ein ganz Stück Arbeit zukommen: "Der gewählte Präsident Biden wird ‚vier Krisen‘ angehen müssen: die Pandemie, die Wirtschaft, Rassengerechtigkeit und den Klimawandel.", so U.S.-Equity-Spezialistin Katie Deal in der Pressemitteilung. Wie er dieser Herausforderungen letztlich meistert, wird sich zeigen.
Redaktion finanzen.ch
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