Finanzielle Bildung |
04.10.2021 23:04:00
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"Teen-Investor": Jugendliche Marktteilnehmer durch Börsenwissen auf dem Vormarsch
Da Trading-Apps wie Robinhood immer beliebter werden, erobern auch zunehmend Kleinanleger die Märkte. Dieser Trend manifestierte sich zu Beginn des Jahres auch in der WallStreetBets-Bewegung. Nun könnte eine neue Generation von Investoren an den Markt strömen.
• Pilotprogramm in Vorbereitung
• Kein kurzfristiges Phänomen
Privatanleger stürmen Börsen
In den letzten Jahren wird der Aktienmarkt von immer mehr Privatinvestoren gestürmt. Die Kleinanleger, die häufig mit intuitiven Apps wie Robinhood handeln, werden daher auch oftmals als Robinhood-Anleger bezeichnet. Während Kritik in der Vergangenheit häufig von professionellen Tradern kam, urteilte die US-amerikanische Grossbank zuletzt, dass Nutzer von Handelsapps den Markt sogar stützen. Dass sich Privatanleger nicht von Hedgefondsmanagern & Co. verdrängen lassen, wurde spätestens mit Beginn der WallStreetBets-Bewegung Anfang des Jahres deutlich, als sich Privatpersonen vor allem auf dem Online-Netzwerk Reddit austauschten und die Kurse von zuvor geshorteten Aktien wie GameStop und AMC in die Höhe trieben. Die Folge: Zum Teil Milliardenverluste auf Seiten der Hedgefonds, die Short-Wetten gegen die Titel am Laufen hatten.
Jugendlicher schafft sich Börsen-Fachwissen an
Auch der siebzehnjährige Dylan Jin-Ngo interessiert sich stark für das Thema Aktienhandel. "In der Lage zu sein, zu investieren, ohne dass mein Alter ein Hindernis darstellt, war etwas so Einzigartiges", so Jin-Ngo im Interview mit Yahoo Finance. Sein Fachwissen hat sich der Jugendliche seit seinem elften Lebensjahr angeeignet. Nachdem der damalige Sechstklässler sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hatte und den Einstieg in den Aktienmarkt beginnen wollte, erhielt er von seiner Tante Aktien des japanischen Elektronikkonzerns Sony, wie das lokale Nachrichtenportal "The Orange County Register" (OCR) berichtet. Dabei sei es ihm besonders zu Beginn schwer gefallen, an seriöse Informationen zu kommen. So habe es nicht nur kaum Webseiten gegeben, auf denen Finanzthemen für Kinder und Jugendliche erklärt werden, die wenigen, die es gab, hätten auch mehrere tausend US-Dollar gekostet, wie Jin-Ngo gegenüber dem Portal erklärt. Trotzdem schaffte er es, sich intensiv mit dem Thema Börsenhandel auseinanderzusetzen.
Kursprogramm soll Kindern und Jugendlichen finanzielle Bildung ermöglichen
"Das Kernproblem der finanziellen Ungleichheit in Amerika liegt vor allem in der mangelnden finanziellen Bildung", so der junge Anleger. "Es ist so wichtig, unsere Jugend auszustatten, damit sie von den langfristigen Vorteilen von Investitionen profitieren kann." Den Grossteil seiner Freizeit verbringt der "Teen-Investor" daher damit, anderen Kindern zu erklären, wie der Aktienmarkt funktioniert. Über seine 2019 gegründete gemeinnützige Organisation "Young Investors" leitet er ein Bildungsprogramm, das in Kooperation mit den "Boys and Girls Clubs" in Los Angeles und Orange County stattfindet und zum Ziel hat, Jugendlichen in Südkalifornien Zugang zu Finanzwissen und Zuschüssen zu ermöglichen. Im Rahmen des Programms können Interessierte fünf Wochen lang an Vorlesungen und interaktiven Veranstaltungen teilnehmen. Dazu gehört auch eine Simulation, in der jeder Teilnehmer 100'000 US-Dollar Spielgeld in verschiedene Aktien anlegen kann. "Ich habe in den letzten drei oder vier Jahren selbst gelernt und wurde 2020 der jüngste zertifizierte Berater für Investmentfonds im ganzen Land", so Jin-Ngo gegenüber Yahoo Finance. Laut OCR wird der Titel vom College for Financial Planning nach dem Ablegen einer Prüfung an erfahrene Finanzberater vergeben.
Meme-Aktien und Bitcoin für Teilnehmer interessant
Besonders interessant sind für die mittlerweile mehr als 300 Mittel- und Oberstufenschüler in Los Angeles County und Orange County zu Beginn des Kurses die Themen Meme-Aktien und Kryptowährungen, wie Jin-Ngo gegenüber Yahoo Finance-Moderatorin Ines Ferre erklärt. "Während unseres fünfwöchigen Programms verschieben sich einige Fragen, wie z. B. was hältst du von AMC? Was denkst du über Bitcoin?", so der Tutor. Dies ändere sich im Verlauf der Vorlesungen aber. "Gegen Ende geht es mehr um die Frage: Wie kann ich mein eigenes Aktienportfolio aufbauen? Wie kann ich mit meinen Eltern über die Eröffnung eines eigenen Maklerkontos sprechen?"
Schwieriger Start für Kursprogramm
Der Weg zu Jin-Ngos Kursprogramm war allerdings kein einfacher, wie OCR schreibt. So wandte er sich initial an mehrere Standorte des ausserschulischen Programms, um seine Vorlesungen anzubieten, erhielt aber keine Antwort auf seine Anfrage. Also machte der junge Finanzberater Nägel mit Köpfen und sprach direkt beim nächsten Boys & Girls Clubs-Standort vor. Ryan Brenes, der Leiter einer Zweigstelle der Organisation, habe sich von dem Konzept begeistert gezeigt, äusserte allerdings Bedenken darüber, ob die Kinder und Jugendlichen Jin-Ngos Kurse annehmen würden. "Ich war nicht davon überzeugt, dass die Idee alle Clubmitglieder erreichen würde, aber sie schienen sie zu verstehen", so Brenes gegenüber dem Lokalblatt. "Ich weiss nicht, ob Dylan es bereits auf ihr Niveau eingestellt hatte oder ob er sich entschlossen hatte, es handhabbarer zu machen, aber es hat funktioniert." Dabei habe auch geholfen, dass Jin-Ngo das Gelehrte mit Beispielen aus der realen Finanzwelt untermauert und seine Zuhörer mit interaktiven Lehrmethoden einbezieht. Jedoch empfiehlt der Siebzehnjährige im Kurs weder spezifische Anlagestrategien, noch rät er den Kindern, wofür sie ihr Geld ausgeben sollen. "Ich möchte klarstellen, dass das Lehren von Anlagestrategien etwas ganz anderes ist als das Lehren darüber, was der Aktienmarkt eigentlich ist, wie er funktioniert und wie wir uns einbringen können", so Jin-Ngo.
Gesetzesentwurf für Pilotprogramm auf den Weg gebracht
Und auch der nächste Schritt ist bereits geplant: Gemeinsam mit dem lokalen Abgeordneten Randy Voepel hat Jin-Ngo einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, der das Bildungsministerium beauftragen soll, ein Pilotprogramm zur finanziellen Allgemeinbildung in den staatlichen Highschools zu entwickeln und durchzuführen, wie auf der Webseite des Jugendlichen zu lesen ist. "Ich denke, dass so etwas wie Finanzwissen, das für die Gestaltung der Zukunft eines jungen Menschen so wichtig ist, für alle zugänglich sein sollte", so Jin-Ngo gegenüber Yahoo Finance. "Finanzielle Bildung ... sollte nicht durch den sozioökonomischen Status oder die Möglichkeiten begrenzt sein." Die Gesetzesvorlage AB 423 wurde bereits zuvor von Voepel erstellt, als Jin-Ngo darüber im Internet las, wandte er sich laut OCR direkt an den Abgeordneten aus dem 71 Distrikt, der Teile der Bezirke San Diego und Riverside umfasst. Unter anderem habe er den Vorschlag eingebracht, den Lehrplan zu standardisieren, um dafür zu sorgen, dass alle Schüler die gleichen Schlüsselinhalte beigebracht bekommen.
Wunsch nach verpflichtenden Kurseinheiten
Wenn der Gesetzesentwurf im Januar genehmigt werden sollte, könnte das Pilotprogramm ab dem Schuljahr 2022/23 eingesetzt werden und würde dann bis 2028 laufen. Anschliessend werde Voepel anhand von Rückmeldungen der Schulen entscheiden, ob die Kurse fortgesetzt werden. Die Teilnahme an dem Programm wäre für die Schüler zwar freiwillig, darüber hinaus hofft Jin-Ngo jedoch, dass die Weitergabe von Fachwissen aus dem Finanzbereich als Pflichtfach zur Erlangung eines Schulabschlusses gelten wird, um junge Erwachsene auf das reale Leben vorzubereiten. "Bei der Art und Weise, wie unser Bildungssystem funktioniert, ist die Börse vor allem für die reichsten Amerikaner zu einem Instrument der Vermögensbildung geworden", so der Teen-Investor gegenüber OCR. "Dieses unglaubliche Instrument zu demokratisieren, das ist der amerikanische Traum - gleiche Chancen für alle zu schaffen."
Junge Investoren keine Modeerscheinung an den Börsen
Dass der Aktienmarkt nun auch das Interesse junger Menschen auf sich ziehe, hält Jin-Ngo allerdings nicht für eine Modeerscheinung. "Ich glaube definitiv, dass diese Dynamik der Beteiligung junger Menschen am Aktienmarkt und an der Investmentwelt vor allem wegen der neuen Technologie und der neuen Art von Maklerfirmen, die wirklich einen Marktplatz haben, bestehen bleiben wird", so der Börsenfan gegenüber Yahoo Finance. Dennoch rät er besonders Privatinvestoren zur Vorsicht. "Die Geldspritze, die wir derzeit in unserer Wirtschaft haben, hat es uns ermöglicht, im vergangenen Jahr wirklich sehr gute Ergebnisse zu erzielen", so Jin-Ngo weiter. "Aber ich denke, dass Kleinanleger möglicherweise wirklich vorsichtiger sein sollten, besonders auf dem Weg ins nächste Jahr."
In seinem privaten Portfolio hält er daher eine Mischung aus Growth- und Value-Aktien, wie er Yahoo Finance verrät. Auch für beliebte Aktien wie die von Tesla und Apple interessiere sich der junge Finanzberater.
Redaktion finanzen.ch
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