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Übernahmepoker 19.09.2024 13:53:00

UniCredit-Chef spricht sich offen für Commerzbank-Übernahme aus

UniCredit-Chef spricht sich offen für Commerzbank-Übernahme aus

Uncredit-CEO Andrea Orcel zeigt sich von der Logik einer Commerzbank-Übernahme überzeugt.

Commerzbank
16.39 USD -1.43%
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"Deutschland braucht mehr Wettbewerb im Bankensektor. Eine zweite starke und profitable Bank könnte dabei helfen", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Eine Kombination der Commerzbank und der Münchener UniCredit-Tochter Hypovereinsbank "wäre sehr positiv für die deutsche Volkswirtschaft".

Er strebe Gespräche mit den beteiligten Akteuren an. "Zu gegebener Zeit würden wir gerne einen konstruktiven Dialog mit dem Management der Commerzbank und der deutschen Regierung führen", sagte Orcel. UniCredit hat vergangene Woche 4,5 Prozent an der Commerzbank vom Bund übernommen. Zusätzlich hatte sich die Bank über den Markt weitere 4,5 Prozent gesichert. Die Italiener sind jetzt mit 9 Prozent grösster privater Aktionär. Der Bund hält noch rund 12 Prozent.

Von der ablehnenden Haltung der Bundesregierung zeigte sich Orcel überrascht. "Wenn wir der Meinung gewesen wären, dass wir nicht willkommen sind - ob es heute so ist, bleibt abzuwarten - dann hätten wir diesen Ansatz nicht verfolgt", sagte er der Zeitung. "Denn bei solchen Transaktionen müssen sich die Hauptakteure einig sein." UniCredit habe der Bundesregierung und anderen Beteiligten in den vergangenen zwei bis drei Jahren immer wieder Interesse signalisiert. In dem Verkaufsprozess der Commerzbank-Aktien durch die Finanzagentur des Bundes sei UniCredit "nicht unerwünscht" gewesen.

Orcel wiederholte, er habe drei Optionen: Die Aktienbeteiligung zu erhöhen, sie vorerst auf dem gleichen Niveau zu halten oder sich davon wieder zu trennen. "Im Moment sind wir nur ein Finanzinvestor bei der Commerzbank. Wir könnten die Beteiligung auch wieder verkaufen und einen bedeutenden Gewinn machen, denn der Aktienkurs der Commerzbank ist schön gestiegen", so der Manager.

Er betonte aber, dass sich Commerzbank und HVB gut ergänzten. "Die HVB ist innerhalb unserer Gruppe eine der unabhängigsten und einflussreichsten Banken", so Orcel. "Das wäre auch für die Commerzbank der Fall, wenn wir einen Deal mit ihnen machen. Dann wäre Deutschland ungefähr so gross wie Italien, das heute unser grösster Markt ist."

Deutsche Börse-Tochter Crypto Finance stellt Kryptohandel für Commerzbank bereit

Das Tochterunternehmen der Deutschen Börse mit Sitz in Zug, Crypto Finance, stellt Firmenkunden der Commerzbank den Handel von Kryptoanlagen zur Verfügung. Die Commerzbank übernimmt dabei die Verwahrung der digitalen Vermögenswerte, wie einer Mitteilung vom Donnerstag zu entnehmen ist.

Das Angebot konzentriere sich zunächst auf die Kryptowährungen Bitcoin und Ether und richte sich an "ausgewählte" Firmenkunden der Commerzbank in Deutschland. Im November 2023 erhielt die Commerzbank den Angaben nach als erste deutsche Universalbank eine Krypto-Depotlizenz. Die Lizenz ermögliche es der Bank, Dienstleistungen im Bereich digitaler Anlagen anzubieten.

Crypto Finance hat als Finma-regulierter Anbieter von Krypto-Asset-Lösungen zudem laut Mitteilung kürzlich vier Erweiterungslizenzen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erhalten. Dies ermögliche es dem Unternehmen, allen institutionellen Kunden in Deutschland Krypto-Dienstleistungen anzubieten.

Unicredit will keine feindliche Übernahme der Commerzbank

Im Ringen um die Commerzbank lehnt Unicredit -Chef Andrea Orcel ein öffentliches Übernahmeangebot ab. "Nein, das wäre ein aggressiver Akt", sagte er im Gespräch mit der italienischen Zeitung "Il Messaggero" auf eine entsprechende Frage. "Wir haben 4,5 Prozent auf dem Markt gekauft und 4,49 Prozent, die uns der deutsche Staat verkauft hat. Wir sind zufrieden mit dem, was wir getan haben."

In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) sagte Orcel zudem, die Unicredit habe in kontinuierlichem Dialog mit mehreren Interessengruppen gestanden, darunter die Bundesregierung. "Wenn wir der Meinung gewesen wären, dass wir nicht willkommen sind - ob es heute so ist, bleibt abzuwarten -, dann hätten wir diesen Ansatz nicht verfolgt. Denn bei solchen Transaktionen müssen sich die Hauptakteure einig sein."

Die Unicredit könne die Commerzbank-Beteiligung auch wieder verkaufen "und einen bedeutenden Gewinn machen, denn der Aktienkurs der Commerzbank ist schön gestiegen".

Orcel: Bundesregierung hat vom Unicredit-Interesse gewusst

Die Unicredit hatte den Teil-Ausstieg des Bundes bei der Commerzbank genutzt und war überraschend im grossen Stil bei dem DAX-Konzern eingestiegen. Die Italiener erwarben ein Aktienpaket von rund 4,5 Prozent vom Bund und kauften zudem Anteile am Markt, sodass sie neun Prozent der Aktien halten. Der Bund, der vom Einstieg der Unicredit offenbar überrumpelt wurde, hält noch zwölf Prozent der Anteile. Das Bundesfinanzministerium will die neue Lage nun erst einmal sondieren.

Die Bundesregierung habe vom Interesse der Unicredit auf jeden Fall gewusst, machte Orcel deutlich. "In den letzten zwei bis drei Jahren haben wir der deutschen Regierung und einer Reihe von anderen Beteiligten wiederholt unser Interesse an der Commerzbank signalisiert", betonte Orcel. "Zu gegebener Zeit würden wir gerne einen konstruktiven Dialog mit dem Management der Commerzbank und der deutschen Regierung führen."

Den Einstieg bei der Commerzbank sieht Orcel nicht als Anschleichen. "Letztendlich sind neun Prozent eine bedeutende, aber keine invasive Beteiligung. Wir hätten ein vollständiges Übernahmeangebot abgeben können, aber das haben wir nicht getan."

Commerzbank appelliert an Bund

Für den Verkauf weiterer Commerzbank-Aktien durch den Bund besteht eine 90-tägige Sperrfrist bis Anfang Dezember. Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp forderte jüngst, der Bund solle erst einmal keine weiteren Anteile verkaufen. Das Institut brauche nun Ruhe.

Das Commerzbank-Management trifft sich kommende Woche, um Updates ihrer Strategie 2027 mit dem Aufsichtsrat zu besprechen und das weitere Vorgehen zu erläutern. Dabei könnte auch die künftige Commerzbank-Spitze Thema werden. Einem "Handelsblatt"-Bericht zufolge erwägt das Institut, Vorstandschef Manfred Knof vorzeitig auszutauschen. Er hatte angekündigt, nach Ablauf seines Vertrags Ende 2025 abzutreten. Orlopp gilt als Favoritin für die Nachfolge. Sie äusserte sich nicht zu dem Bericht.

Die Fondsgesellschaft und Grossaktionärin Deka fordert von der Commerzbank derweil eine schnelle Entscheidung über die künftige Führung der Bank.

Orcel wirbt erneut für Übernahme

Orcel warb gegenüber der "FAZ" erneut für ein Zusammengehen von Unicredit und Commerzbank. "Deutschland braucht mehr Wettbewerb im Bankensektor. Eine zweite starke und profitable Bank könnte dabei helfen." Die Unicredit mit ihrer Tochter Hypovereinsbank (HVB) könnte die Commerzbank mit mehr Kapital unterstützen.

Geographisch sei die HVB vor allem in München und Hamburg stark, die Commerzbank im Rest von Deutschland, vor allem im Nordosten. Die Commerzbank habe mehr Filialgeschäft mit Privatkunden, die HVB weniger. "Aus all diesen Gründen erhielten wir eine relativ positive Reaktion aus der Unternehmenswelt, besonders aus dem Mittelstand", berichtete Orcel.

Die UniCredit steigt an der EURONEXT in Mailand zeitweise 0,09 Prozent auf 37,47 Euro. Die Commerzbank-Aktie sinkt via XETRA hingegen um 1,49 Prozent auf 15,52 Euro.

FRANKFURT (Dow Jones) / (awp international)

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Bildquelle: Julia Schwager/Commerzbank AG,Thomas Lohnes/Getty Images,mf,360b / Shutterstock.com

Analysen zu Commerzbank AG (spons. ADRs)

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