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11.08.2020 18:04:00
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Uniper-Aktie knickt dennoch ein: Uniper hebt Prognose an - Nord Stream 2 weiterhin optimistisch gesehen
Uniper hat der Corona-Krise wie erwartet auch im zweiten Quartal getrotzt.
Der bereinigte Konzernüberschuss nach Anteilen Dritter kletterte von 189 Millionen auf 527 Millionen Euro. Ursächlich sind vor allem Verbesserungen im Gasgeschäft zum Jahresauftakt. In der Europäischen Erzeugung profitierte Uniper von Wasser- und Atomkraft. Gestiegene Strompreise konnten die gesunkene Produktion mehr als ausgleichen. Anders als im Vorjahr gab es Erträge aus dem britischen Kapazitätsmarkt. Preis- und mengenbedingt sanken die Aufwendungen für CO2-Zertifikate. Schwächer als im Vorjahr fiel die russische Stromerzeugung aus.
"Die positive Ergebnisentwicklung nach dem ersten Quartal hat sich im zweiten Quartal weiter fortgesetzt - allerdings wie erwartet nicht mehr mit der vorherigen Dynamik", sagte Finanzchef Sascha Bibert. Zu den wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 sagte er, es sei "derzeit nicht absehbar, dass sie Uniper in der Entwicklung wesentlich beeinflussen".
Die Jahresprognose hob Uniper deshalb am unteren Ende etwas an. So werden ein bereinigtes EBIT zwischen 800 Millionen und 1 Milliarde Euro (bisher: 750 Millionen und 1 Milliarde) und ein bereinigtes Nettoergebnis zwischen 600 und 800 Millionen Euro (bisher: 550 und 800 Millionen) angestrebt. 500 Millionen Euro aus dem Überschuss von 2020 sollen als Dividende ausgezahlt werden, bekräftigte das Unternehmen.
Uniper befindet sich zu 73,4 Prozent im Besitz von Fortum. Der staatliche finnische Versorger hat zugesagt, bis Ende nächsten Jahres auf volle Durchgriffsrechte bei dem Düsseldorfer Energiekonzern zu verzichten. Uniper erklärte, die mit den Arbeitnehmerns vereinbarte Arbeitsplatzsicherheit sei eine gute Grundlage, um den Prozess über die künftige strategische Ausrichtung mit dem Mehrheitsanteilseigner Fortum zu starten.
"Eine Reihe von Ergebnissen ohne grosse Überraschungen", kommentiert dagegen Vincent Ayral von der Bank JPMorgen. Der Energiekonzern habe wie erwartet schwach abgeschnitten, schrieb Analystin Deepa Venkateswaran vom US-Analysehaus Bernstein Research.
Weil Uniper künftig in Folge der Krise auch Zahlungsausfälle erwartet, hat der Konzern seine Risikovorsorge erhöht. In der Telefonkonferenz sagte Finanzchef Sascha Bibert aber, dass es derzeit kaum Zahlungsausfälle oder -verzüge gebe. Auch wenn Covid-19 Uniper nicht wesentlich beeinflusse, sehe er durchaus Auswirkungen auf das Projektgeschäft wie beispielsweise in Russland. Dort verzögert sich wegen Corona-Massnahmen der Bau und die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerksblocks Beresovskaya. Dieses habe Uniper nun auf nächstes Jahr verschoben.
Zusätzlich gehe mit dem Rückgang der Produktionsaktivitäten der Industrie auch ein Rückgang der Nachfrage nach Strom und Gas einher, erläuterte Bibert weiter. "Allerdings haben wir einen wesentlichen Teil der Stromproduktion aus unseren CO2-freien Wasserkraftwerken in Deutschland und Schweden sowie den Nuklearkraftwerken in Schweden für das Jahr 2020 bekanntlich bereits im Voraus verkauft." Auch in den Jahren 2021 und 2022 seien die Absicherungsquoten hoch.
Seit Mai gehört Uniper zu rund 73 Prozent dem finnischen Energieversorger Fortum , der aber zumindest vorerst auf einen Beherrschungsvertrag verzichtet.
Weitere Unsicherheiten gibt es in der rechtlichen Auseinandersetzung mit dem Essener Energiekonzern RWE und dem neuen Kohlekraftwerk Datteln 4. Weil RWE sich künftig Ökostrom auf die Fahnen schreibt, will der Konzern bereits mit Uniper geschlossene Verträge zur Stromabnahme loswerden. Bisher ist RWE damit allerdings vor Gericht gescheitert. Eine Antwort dazu gebe es vielleicht in diesem Jahr, vielleicht im nächst, so Schierenbeck. Aber: "Alle Gerichte haben unseren Standpunkt bisher bestätigt", sagte der Uniper-Chef.
Uniper setzt bei Nord Stream 2 noch auf Erfolg, warnt aber
Die Erdgaspipeline Nord Stream 2 wird nach Einschätzung des mitfinanzierenden Energiekonzerns Uniper trotz des zunehmenden politischen Widerstands aus den USA zu Ende gebaut werden und dann auch Erdgas aus Russland nach Deutschland transportieren. "Das ist unser Basisszenario", sagte Vorstandschef Andreas Schierenbeck in einer telefonischen Pressekonferenz. Allerdings haben die unverhohlenen Sanktionsdrohungen aus Washington inzwischen ihren Niederschlag im Risikobericht der Uniper-Halbjahresbilanz gefunden.
Dort heißt es, mit den intensivierten Anstrengungen der USA gegen das Vorhaben steige die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Verzögerungen beim Bau der Gasleitung komme oder dass das Projekt überhaupt nicht fertiggestellt werde. Das sei das Worst-Case-Szenario, sagte Schierenbeck. Von etwaigen Sanktionen direkt betroffen sei Uniper aber nicht. Der Konzern aus Düsseldorf ist an der Betreibergesellschaft nicht beteiligt, sondern hat nur Geld für die Investitionen gegeben. Man stehe überdies mit sämtlichen handelnden Personen im Kontakt.
Sollte das Projekt scheitern, so müsste Uniper seinen zu deren Finanzierung ausgereichten "Kredit wertberichtigen" und könne "die geplanten Zinserträge nicht realisieren". Vorstandschef Andreas Schierenbeck sagte, "Wir betrachten die Entwicklung um die Sanktionen mit Sorgen." Uniper finanziert wie Wintershall, Shell, OMV und Engie 10 Prozent der Gesamtkosten von 9,5 Milliarden Euro - also 950 Millionen. Im März hat Uniper laut Schierenbeck "alle Finanzmittel, zu denen wir verpflichtet sind", einbezahlt.
Die USA versuchen den schon weit fortgeschrittenen Bau von 1.200 Kilometern Pipeline mit allen Mitteln zu verhindern. Vor wenigen Tagen drohten drei republikanische US-Senatoren dem Betreiber des Hafens von Sassnitz-Mukran auf Rügen mit wirtschaftlich "vernichtenden" Sanktionen, sollte der Hafen sich in irgendeiner Weise an der Fertigstellung der Ostsee-Pipeline beteiligen, durch die Nord-Stream-2-Betreiber Gazprom sibirisches Erdgas bis nach Greifswald pumpen will.
Im Hafen Mukran lagern die für die Fertigstellung benötigten Stahlrohre. Zwei russische Schiffe sind seit Mai vor Ort, um die restlichen 160 Kilometer zu verlegen. Die Schweizer Firma Allseas hatte ihre Spezialschiffe wegen der US-Sanktionsandrohungen von der Pipeline-Baustelle abgezogen.
Während die USA argumentieren, dass sich Europa durch die Pipeline zu sehr von russischem Gas abhängig macht, weisen die Befürworter darauf hin, die Amerikaner verfolgten vor allem das Interesse, eigenes Gas in verflüssigter Form auf den europäischen Markt zu drücken. Uniper-Chef Schierenbeck hält beide Lieferanten für wichtig. Sein Unternehmen importiert nicht nur russisches Gas, sondern ist auch am Bau eines LNG-Anlandeterminals in Wilhelmshaven interessiert.
Die Uniper-Aktie verlor im XETRA-Handel am Dienstag 4,82 Prozent auf 28,84 Euro.
(Dow Jones / AWP)
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