Digitalisierungsschub |
20.10.2023 22:43:00
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CBDCs eine "weit entfernte Vision"? Orell Füssli-Chef kritisiert digitale Zentralbankenwährungen und sieht Zukunft für Bargeld
Das Zürcher Unternehmen Orell Füssli verfügt über die Monopol-Lizenz zum Drucken der Schweizer Franken-Banknoten - ein Geschäftsbereich, der angesichts des zunehmenden Trends zum bargeldlosen Zahlungsverkehr als unsicher gilt. Orell Füssli-CEO Daniel Link widerspricht dieser pessimistischen Prognose aber vehement.
• Bargeldloses Zahlen und CBDCs setzen Orell Füssli-Geschäfte unter Druck
• CEO Link sieht Zukunft für Bargeld und grosses Wachstumspotenzial für Orell Füssli
Die Anfänge des traditionsreichen Zürcher Druckerei-Unternehmens Orell Füssli können bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Seitdem wurde die Firma von Generation zu Generation weitergegeben, seit 1735 unter dem heutigen Namen. Doch die Zukunft des Unternehmens, das neben dem Druck- und Verlagsgeschäft auch einige über die Schweiz verteilte Buchhandlungen besitzt, wird zweifelsohne mit einigen Herausforderungen behaftet sein. Die künftigen Gefahren spiegeln sich auch in dem seit Jahren schwächelnden Aktienkurs der Orell Füssli-Papiere wider.
Drucken von Geldscheinen: Ein Geschäft ohne Zukunft?
Neben allgemeinen Problemen des stationären Buchhandels ist es auch das für Orell Füssli wichtige Druckwesen, das Mitarbeitern, Analysten und Anlegern durchaus Sorgen macht. Seit 1909 verfügt Orell Füssli über die Lizenz zum Druck der Schweizer Franken-Bankennoten, die von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) herausgegeben werden. Auch für andere Staaten, wie beispielsweise für Costa Rica, druckte Orell Füssli diverse Notenbank-Serien. Insgesamt verfügt die eidgenössische Firma nach eigenen Angaben über eine jährliche Produktionskapazität von etwa 600 Millionen Banknoten.
Das Drucken von Banknoten war für Orell Füssli über Jahrzehnte ein überaus lukratives Geschäft. Es steht jedoch zunehmend auf tönernen Füssen: Der Trend hin zum bargeldlosen Zahlen sorgt dafür, dass auch in der Eidgenossenschaft die Nachfrage nach physischen Banknoten sinkt. Es stellt sich also die Frage, was mit Orell Füssli in einer Welt ohne Bargeld passieren wird.
CEO Daniel Link sieht weiterhin eine Zukunft für Bargeld
Für Daniel Link, den CEO des Unternehmens, zeichnet sich eine bargeldlose Welt aber noch längst nicht ab, wie er im Interview mit "finews.ch" betont. "Banknoten wurden schon früher totgesagt, aber das hat sich bis heute nicht bewahrheitet", so Link. Es sei vor allem die Sicherheit, die Banknoten auszeichne. "Sie funktionieren als vertrauenswürdiges, hochliquides und zuverlässiges Zahlungsmittel im Alltag immer, auch ohne Technik jederzeit", unterstreicht der CEO. "Mit Bargeld ist man einfach unabhängig, von einem Handy, von einer Dienstleistung, von einem Server, oder auch im Ausland flexibel unterwegs." Ohne physisches Geld werde die Instabilität von Gesellschaften zunehmen. Eine vollständige Abschaffung von Bargeld würde zudem mit einem "grossen Verlust an Privatsphäre" einhergehen, meint Link.Zwar räumt Link ein, dass die Nachfrage nach physischen Banknoten in Mitteleuropa seit Jahren abnehme. Allerdings warnt er vor einer eurozentrischen Perspektive: "Aber global betrachtet bleibt die Nachfrage nach Banknoten hoch, Bargeld ist im Alltag nach wir vor das wichtigste Zahlungsmittel. Indonesien zum Beispiel produziert so viele Banknoten wie ganz Europa". Aus diesem Grund sei der Gelddruck-Geschäftszweig von Orell Füssli keineswegs veraltet, vielmehr würden sich in diesem Bereich sogar Wachstumsperspektiven eröffnen. So will sich Orell Füssli künftig auf "hochwertige Banknoten, die eine hohe Wertschöpfung haben" konzentrieren, wie Link die Unternehmensstrategie beschreibt. Dabei komme es dem Unternehmen zugute, dass es über hochmoderne Druckanlagen verfüge. Zudem habe man die Produktion wegen des starken Schweizer Franken seit Jahren auf Effizienz getrimmt, hebt Link hervor.
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Link bezweifelt Nutzen von digitalem Zentralbankengeld
Ebenso skeptisch wie die Prognose, Bargeld werde schon in wenigen Jahren komplett abgeschafft werden, sieht Link den Medienrummel rund um digitale Zentralbankenwährungen (engl. Central Bank Digital Currencies, abgekürzt CBDCs). Angesichts vieler ausstehender Fragen stehe noch längst keine Einführung der CBDCs voraus. "Ich zweifle, dass das digitale Zentralbankgeld bald kommen wird, womöglich so in einem Jahrzehnt in einigen Ländern. Im Moment scheint es mir noch eine weit entfernte Vision zu sein", sagt Link.
Unabhängig vom unsicheren Zeitpunkt einer vermeintlichen Einführung der CBDCs sieht Link keinen triftigen Grund für die Einführung vom digitalen Franken, Euro, US-Dollar & Co.. "Als Konsument frage ich mich auch: Was habe ich als Nutzer davon, welches Problem wird gelöst? Ich kann heute schon digital Geld herumschicken. Die Notenbanken, so denke ich, werden auch nicht in Konkurrenz zu den Geschäftsbanken treten und ihnen das Kundengeschäft wegnehmen wollen. CBDC wird physisches Bargeld nicht so schnell verdrängen." In der Tat könnten CBDCs das Geschäftskonzept von Banken wie der UBS oder JPMorgan sowie von den beiden Kreditkarten-Riesen Visa und MasterCard beeinträchtigen, wie die Royal Bank of Canada (RBC) in einer Studie schreibt.
In diesem Bereich sieht Link grosse Wachstumschancen für Orell Füssli
Anders sehe es hingegen im Bereich der verifizierbaren digitalen Nachweise aus. Hier dürfte die Digitalisierung Link zufolge dafür sorgen, dass digitale Pässe, Personalausweise, Identitätskarten oder Führerscheine rund um den Globus schon sehr bald der Standard werden. Orell Füssli habe auf diesen Trend reagiert und setzt vermehrt auf das Drucken ebensolcher hochkomplexen Dokumente. "Wir wollen das Wachstumspotenzial für digitale Nachweise nutzen. Wenn in der Schweiz der vom Staat herausgegebene elektronische Identifikationsnachweis (E-ID) kommt, dürfte das einen richtigen Schub auslösen," prognostiziert Link, der davon überzeugt ist, dass sich das hohe Wachstumspotenzial seines Unternehmens "früher oder später" auch im Kurs der zuletzt wenig beliebten Orell Füssli-Aktien widerspiegeln werde.
Redaktion finanzen.ch
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