Krypto-Mining |
10.04.2022 16:41:00
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So soll das Schürfen von Bitcoin grüner werden
Der Bitcoin steht immer wieder wegen des hohen Stromverbrauchs in der Kritik. Neben der Vorwürfe wegen Geldwäsche ist die Energiebilanz der grösste Angriffspunkt.
• Grüner Energiemix zu günstigen Preisen in Norwegen
• Der Standort entscheidet: Mining in den USA
Grosse Mining-Unternehmen haben die Standortwahl in der Vergangenheit fast ausschliesslich nach Preisen für Strom und nicht nach Herkunft des Stroms getroffen. Dies machte auch Länder mit autoritären Regimes und fragwürdigem Strommix für Mining-Unternehmen interessant, Hauptsache der Preis stimmt. Hier fand in den letzten Jahren vermehrt ein Umdenken statt: Nachhaltigkeit, Senken des Stromverbrauchs und Einsatz von erneuerbaren Energien sind nicht nur weltweit die Themen unserer Zeit, sie betreffen auch in hohem Masse das Mining von Kryptowährungen. Der Druck aus der Politik und dem ESG-Bereich auf die Mining-Unternehmen nimmt zu. Sowohl die Biden Administration als auch die EU haben die energieintensiven Krypto-Miner in den Blick genommen, sogar über Verbote nachgedacht. Auch die US-Börsenaufsicht SEC will die CO2-Bilanz börsennotierter Unternehmen einsehen, wie CoinDesk berichtet.
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Energieverbrauch und Rechenleistung
Der Stromverbrauch ist beim Schürfen der immer beliebteren Cyberdevisen besonders hoch: Denn Krypto-Mining umfasst nicht nur das "Schürfen" der digitalen Coins, sondern es werden vielmehr Transaktionen der Coins auf der Blockchain validiert. Auf Hochleistungsrechnern müssen hochkomplexe mathematische Rechenaufgaben gelöst werden. Diese sogenannte Proof-of Work-Methode (PoW) beweist, dass die Transaktionen fehlerfrei durchgeführt wurden. Diese Rechenleistung erfordert enorme Mengen an Energie, auch zum Kühlen der Rechner. Daher wird neben der Senkung der Stromkosten auch über alternative Methoden zur Validierung der Transaktionen auf der Blockchain, wie etwa das ressourcenschonendere Optical Proof of Work (oPoW) diskutiert. Flächendeckende Einsätze neuer Mining-Methoden sind derzeit aber noch ungewiss. Daher bleibt der Strompreis bei der Standortwahl ausschlaggebend.
Die Rechenleistung in Proof-of Work Netzwerken wie Bitcoin wird in Hashs gemessen. Die Hash Rate ist dann die gesamte Rechenleistung. Die University of Cambridge hat den "Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index" aufgesetzt, bei dem auf einer interaktiven Karte aufgezeigt wird, wie hoch die Hash Rate eines Landes ist. Hier lässt sich ablesen, dass die USA mit einem monatlichen Hashrate-Anteil von 35,40 Prozent (Stand August 2021) Spitzenreiter sind, vor Kanada (9,55 Prozent) und Russland (11,23 Prozent). Aber auch kleinere Länder wie Norwegen oder Georgien können aufgrund ihres Energiemixes und der -kosten interessant sein. Zumal in einem Artikel von arcane research über Bitcoin-Mining in Georgien gezeigt wird, dass etwa Georgiens Anteil aufgrund fehlender Daten kleinerer Unternehmen höher liegen könnte, als in der "Bitcoin Mining Map" verzeichnet.
Grüner Vorreiter Norwegen
Norwegen hat mit 0,58 Prozent (Cambridge August 2021; arcare reserch gibt die Hashrate mit 0,77 Prozent an) eine vergleichsweise kleine Hashrate, lohnt jedoch trotzdem einen genaueren Blick, da der Strom für Bitcoin-Mining in Norwegen zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen wird.
Eine Studie von arcane research zeigt, dass sich nicht nur lokale Miner wie Kryptovault und Arcane Green Data, sondern auch internationale Unternehmen wie Nothern Data, Bitdeer, Bitzero oder COWA in Norwegen ansiedeln. Der Strommix aus Wasser- und Windkraft ermöglicht einen grüneren Bitcoin, zumal Norwegen für seine im Vergleich zu anderen europäischen Ländern günstigen Strompreise bekannt ist. Innerhalb Norwegens gilt, je weiter im Norden, desto günstiger die Strompreise. Derzeit prüfen auch Firmen wie Bluebite, das in Norwegen einige Standorte unterhält, wie die beim Mining erzeugte Wärme vor Ort weiter genutzt werden kann. Norwegen wird allein aufgrund seiner Grösse auch in Zukunft nur einen relativ kleinen Anteil am Bitcoin-Mining haben, seine Vorreiterrolle in Sachen grünes Bitcoin-Mining ist jedoch unbestritten.
Chinas Geschenk und Texas als Standort Nummer 1
Mit dem Verbot des Bitcoin-Mining machte die chinesische Regierung ein "Billionen-Dollar-Geschenk", so formulierte es der Mitbegründer des Krypto-Bergbaugiganten Core Scientific (CORZ), Darin Feinstein, gegenüber CoinDesk. Durch die erzwungene Suche nach alternativen Standorten sei die Mining-Industrie laut Charlie Schuhmacher von Marathon darauf aufmerksam geworden, dass in den USA und Kanada überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien verfügbar ist. Der Bitcoin Mining Council, der sich laut Homepage für die Transparenz, den Austausch und die Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Bitcoin-Mining einsetzt, stellte einen massiven Anstieg des Anteils grüner Bitcoin-Miner von 37 auf 59 Prozent fest. Der Branchenvereinigung BMC gehören die meisten Mining-Unternehmen an, ins Leben gerufen wurde sie von MicroStrategy-Chef Michael Saylor.
Die Nähe zu erneuerbaren Energien ist für den Standort entscheidend, denn nur dann kann der Zugang gewährleistet werden. In Kanada und einigen Regionen in den USA, wie etwa Texas, besteht zeitweise ein massiver Überschuss an regenerativer Energie. Stromleistungen müssen sogar kurzfristig gedrosselt werden, damit das System nicht überlastet wird. Hier kommen die Mining-Unternehmen ins Spiel: Sie absorbieren die überschüssige Energie zu rabattierten Preisen und fahren die Rechenleistung bei erhöhtem Energiebedarf, wie etwa Kälte- oder Hitzewellen, "auf Knopfdruck" herunter.
"Unsere Branche kann wirklich ganz legitim, effektiv und auf einzigartige Weise Energie in das Netz einspeisen; es ist fast so, als würden wir als Batterie fungieren", sagte Core Scientific CEO Mike Levitt in einem Interview gegenüber CoinDesk. Ein damit einhergehender zusätzlicher Vorteil sei, dass nicht auf meist veraltete und teure Pumpspeicherlastwerke zurückgegriffen werden müsse.
Nachhaltige Standards
Mit dem Sustainable Bitcoin Standard (SBS) können Miner für die Nutzung verifiziert sauberer Energiequellen finanziell belohnt werden, ohne die Fungibilität des Bitcoin zu beeinträchtigen, sagte Mitbegründer Bradford van Voorhees zu CoinDesk. Auch für institutionelle Anleger mit ESG-Mandaten kann ein Nachhaltigkeitsnachweis für ihre Bitcoin interessant sein. Das System ist dem der RECs Zertifikate für erneuerbare Energien in den USA nachempfunden, da die Umweltfreundlichkeit der Unternehmen im Vorhinein vom Center for Resource Solutions überprüft werden muss.
Bei der Umsetzung der Zertifizierung zeigen sich aber vor allem in der Quantifizierung noch Probleme, daher findet derzeit eine Zusammenarbeit mit 10 grossen, börsennotierten oder sehr kapitalkräftigen Mining-Unternehmen statt, die bereits erneuerbare Energien nutzen. Nachhaltige Bitcoin-Zertifikate (SNCs) sollen vergeben werden, wenn ein solcher Miner einen Bitcoin-Block gewinnt. Demnächst soll, laut SBS Co-Gründer Bradford van Voorhees, eine erste End-to-End-Trensaktion durchgeführt werden: Ausgabe von SBCs an ein Mining-Unternehmen bis zum Weiterverkauf an einen ESG-orientierten Investor.
Ausblick
Die Verlagerung des Grossteils der Krypto-Bergbauunternehmen in die USA ermöglicht eine Transparenz und Regulierung, die in China nie möglich gewesen wäre.
Der Bitcoin kann bei der Dezentralisierung der Stromnetze eine Rolle spielen, so Schuhmacher von Marathon. Bitcoin-Miner könnten gemeinschaftlich Projekte im Bereich erneuerbare Energien nutzen, um rentabler zu werden oder Energie zu speichern. Grosse Telekommunikationsanbiete wie die Deutsche Telekom könnten wie bei den mehrheitlich genutzten Proof-of-Stake-Blockchains Infrastruktur und Netzwerke zur Verfügung stellen und Krypto-Belohnungen verdienen.
Redaktion finanzen.ch
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