Experten-Kolumne |
23.02.2016 12:22:21
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Wie können wir Anlage von Pensionskassen beurteilen?
Kolumne
Pensionskassen sind oft Vorwürfen ausgesetzt, dass sie den Renditeerwartungen nicht genügen. Schlussfolgerungen sind jedoch erst möglich, wenn die Unterschiede zwischen privaten und institutionellen Anlegern bekannt sind.
Im Folgenden sollen die Unterschiede zwischen intuitiven Privatanlegern und professionellen institutionellen Anlegern aufgezeigt werden, die Schlussfolgerungen für die Beurteilung der Schweizer Pensionskassen erlauben.
Eine fehlende langfristige Rendite aus Kapitalanlagen ist für viele Privatanleger eine Realität. Dies belegen viele Studien. So verändern sich deren Präferenzen abhängig vom Marktumfeld und vielfach wird in steigenden Märkten gekauft und in fallenden Märkten verkauft. Dieses Herdenverhalten ist ein Grund für Fehlentscheidungen wie auch Selbstüberschätzung oder allgemein unvernünftige Entscheidungen. Letztendlich entsteht bei vielen Personen in gewissen Momenten die unvernünftige Idee, die Zukunft an den Kapitalmärkten vorhersehen zu können. Gerade in volatilen Märkten fehlen vielen Privatanlegern die Nerven die langfristige Anlagestrategie beizubehalten.
Institutionelle Anleger müssen sich an anderen Massstäben messen lassen
So gilt es eine Strategie mit einer realistischen Rendite und Risiko zu erarbeiten und diese professionell umzusetzen. Die professionelle Erarbeitung und Umsetzung besteht nach gängiger Lehre vor allem in einer diversifizierten Anlage, die in einem attraktiven Risiko zu Renditeverhältnis für das Gesamtportfolio mündet. Ergänzt wird dies durch sogenannte Investmentbeliefs, die die Überzeugungen der verantwortlichen Personen widerspiegeln. Diese Verbindung der Finanzmarkttheorie mit subjektiven Überzeugungen bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Anlagestrategie. Von einer Pensionskasse darf zudem erwartet werden, dass alle wichtigen Bausteine der Anlage an die Mitglieder kommuniziert werden.
Im Gegensatz zu vielen Privatanlegern werden Veränderungen im Portfolio regelbasiert vorgenommen. So werden z. B. bei steigenden Kursen basierend auf einer Schwelle Gewinne realisiert und bei Verlusten günstige Aktiva hinzugekauft. Es wird hier von dem «rebalancing» gesprochen, das zumeist auf längere Sicht dem intuitiven Kaufen und Verkaufen überlegen ist.
Generell ist bei professionellen Anlegern eine hohe Identifikation mit einer erarbeiteten Anlagestrategie vorhanden, was sich darin äussert, dass diese nur bei wesentlichen Änderungen in der Umwelt oder der Organisation und deshalb in grösseren Zeitabständen verändert wird.
Strategietreue und «rebalancing»
Strategietreue und regelbasiertes «rebalancing» sind wohl die Hauptgründe für eine erfolgreiche Anlage. Erfolgreich in diesem Sinne bedeutet, dass der langfristig positive Trend der Märkte sich zum grösstmöglichen Teil auch in der Entwicklung des eigenen Portfolios niederschlägt. Doch gibt es auch institutionelle Anleger, die an kurzfristige Opportunitäten glauben und sich damit dem Verhalten vieler Privatanleger annähern. Oft wird dies durch aktives Nutzen von Bandbreiten in Aktivklassen sichtbar. Entscheidend ist hier, ob ein spezielles Anlagewissen vorhanden ist, dass es erlaubt diese Opportunitäten zu nutzen.
So ist die Professionalität der Anlage einer Pensionskasse nicht offensichtlich. Insbesondere greift ein kurzfristiger Vergleich der Renditen oder auch Volatilitäten zu kurz, da dieser prüft, welche der unterschiedlichen Anlagestrategien in einem bestimmten Markt-umfeld erfolgreich war. Für einen Test der Professionalität gilt es letztendlich zu prüfen, ob die Rendite und Volatilitätsziele konkurrenzfähig sprich ambitioniert sind und tatsächlich im von der Pensionskasse gewählten Zeithorizont erreicht wurden. Ebenso gilt es zu prüfen, ob die Anlagephilosophie und -strategie sowie die gewählten Umsetzungsregeln eingehalten werden.
Stiftungsrat muss Anlagestrategie tragen
Wesentlich für den Erfolg ist, dass der Stiftungsrat die Anlagestrategie trägt. Dies bedeutet, dass er sie voll versteht, ja idealerweise miterarbeitet hat. Nur so wird er auch bei temporären ungünstigen Marktverhältnissen der Versuchung widerstehen, Änderungen vorzunehmen.
Ein weiteres Element des Erfolges sind die Kosten. Institutionelle Investoren können kosteneffizient anlegen. Dies ist einerseits dadurch möglich, dass Mandate gross sind oder gebündelt werden und damit günstige Fees ermöglichen. Andererseits können Kompetenzen auch intern aufgebaut werden, um vergleichbar günstig Zugang zu teuren Aktivklassen zu erhalten.
Fazit
Anlagestrategien von Pensionskassen sind nicht universell und rentieren unterschiedlich. Ebenso existieren unterschiedliche Schwankungen der Aktiva. Die Frage welche Anlagestrategie die Richtige ist, kann nicht absolut beantwortet werden. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welche Variante für ihn überzeugend ist. Erstaunlicherweise gibt es heute keinen systematischen Vergleich von Rendite und Risiko der Anlage von unter-schiedlichen Pensionskassen, was doch für die Beurteilung der Qualität der Anlagestrategie eine Grundvoraussetzung ist.
Zudem können diese unterschiedlichen Strategien mehr oder weniger professionell um-gesetzt werden. Für den Aussenstehenden ist dies nur schwierig zu beurteilen. Die Kosten (TER) sind eine wichtige Kenngrösse, jedoch reicht diese Information nicht aus.
Letztendlich sollten die Begründungen der Pensionskasse für eine Anlagestrategie analysiert werden sowie die produzierten Renditen und Schwankungen. Sind diese im jeweiligen Marktumfeld plausibel? Wichtig ist es auch, die Informationen der Pensionskasse zur Anlageentwicklung zur verfolgen, da hier deutlich wird, ob eine kohärente Umsetzung der Strategie erfolgt.
Es bleibt eine schwierige Aufgabe, die Anlage einer Pensionskasse zu beurteilen.
Olaf Meyer: Stiftungsratspräsident Profond Vorsorgeeinrichtung
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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