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17.10.2015 08:00:00
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Europa steht vor einer neuen Börsenrally
Anleger können sich weiterhin auf grosszügige Unterstützung durch die EZB verlassen. Jetzt könnten auch noch die Unternehmen die nächste Stufe der Aufwärtsfahrt zünden.
Von Mario Draghi kamen in den vergangenen Jahren mehrere Statements, die Börsianer regelrecht elektrisieren. Das wohl einflussreichste Zitat geht auf den 26. Juli 2012 zurück. «Innerhalb unseres Mandats ist die EZB bereit, alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten», sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank damals an einer Investorenkonferenz in London. «Und glauben Sie mir, das wird ausreichen», untermauerte er seinen Willen, entschlossen zu handeln.
Bekanntlich hat Draghi Wort gehalten. Vor allem mit dem im März lancierten Anleihekaufprogramm pumpt die EZB Unsummen in das Finanzsystem. Noch ist offen, ob der alte Kontinent auf diese Weise die Krise tatsächlich und nachhaltig abschütteln kann. Fest steht, dass der Italiener dem Aktienmarkt eine Hausse bescherte. Nach diesem historischen Ausspruch startete der STOXX Europe 600 eine jahrelange Aufwärtsfahrt.
Zinstief und Anleihe-Kaufprogramm: Ein zentrales Argument für Aktien
Insofern lassen auch die jüngsten Worte des Notenbankchefs aufhorchen. An der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank verwies er auf die globalen Risiken, die entstanden sind. «Wir prüfen alle eingehenden Informationen sorgfältig und sind bereit, alle innerhalb unseres Mandats zur Verfügung stehenden Instrumente, falls gerechtfertigt, zu nutzen», so Draghi. Er nannte dabei die Anpassung von Umfang, Zusammensetzung und Dauer des laufenden Kaufprogramms als eine vordringliche Möglichkeit. Es muss sich zeigen, ob das am 9. Oktober in Lima geäusserte Statement dereinst mit dem Londoner Versprechen verglichen werden kann. Eine Botschaft ist aber klar: Investoren in Europa können weiterhin auf die EZB zählen. Zusammen mit dem notorischen Zinstief liefert dieser Umstand ein mittlerweile zwar etwas abgegriffenes, gleichwohl aber schwer widerlegbares Argument für die Anlageklasse Aktien.
Allerdings zeigt die Entwicklung der vergangenen Wochen und Monate, dass die Zeit der stabilen Aufwärtsfahrt vorbei sein dürfte. Insbesondere die Wachstumssorgen um China, aber auch eine Dauerdiskussion um den Zeitpunkt der US-Zinswende, sorgten zuletzt für starke Kursausschläge. Diese beiden Punkte dürften einen massgeblichen Einfluss auf die gerade anrollende Berichtssaison haben. Zuletzt haben Analysten ihre Erwartungen zurückgeschraubt. Für den mit Unternehmen aus ganz Europa bestückten Stoxx Europe 600 rechnen sie für das dritte Quartal mit einem Gewinnrückgang von einem Prozent. Hingegen sieht der Konsens bei den im Euro Stoxx gebündelten Konzernen aus der Eurozone ein Wachstum von 4 Prozent.
Positive Überraschungen
Der Vorsprung ist zum einen auf den relativ geringen Einfluss des Rohstoffsektors zurückzuführen. J.P. Morgan Cazenove verweist in einer aktuellen Studie zudem darauf, dass es auf dem Gebiet der Währungsunion im dritten Quartal positive Konjunkturüberraschungen gegeben habe. Ausserdem sollte der nach wie vor tiefe Eurokurs die Ergebnisse anschieben. «Wir sehen in der Eurozone Spielraum für positive Überraschungen», schreiben die Experten in einer aktuellen Publikation. Konkret trauen sie der Region für das abgelaufene Vierteljahr sogar ein prozentual zweistelliges Gewinnwachstum zu.
Unter den europäischen Top Picks von J.P. Morgan Cazenove ist SAP zu finden. Europas grösster Softwarekonzern meldete bereits erste Eckdaten zum dritten Quartal, die zu dieser Einschätzung passen. Mit 1,62 Milliarden Euro lag der bereinigte Betriebsgewinn um 19 Prozent über dem Vorjahresniveau. Analysten hatten zwischen 1,45 und 1,59 Milliarden Euro erwartet. Vor allem das Cloud-Geschäft brummt: Hier konnte das DAX-Mitglied den Umsatz mehr als verdoppeln. Trotz der starken Entwicklung hält SAP an den Zielen für das Gesamtjahr fest. Insofern stehen die Chancen gut, dass der Softwareriese die eigene Vorgabe übertreffen wird. Schon jetzt hat der Blue Chip, nicht zuletzt dank der starken Zahlen, den Ausbruch aus einem kurzfristigen Abwärtstrend so gut wie geschafft.
SMI-Titel mit Potenzial
Dasselbe Unterfangen könnte Richemont spätestens am 6. November gelingen. Dann präsentiert der Luxusgüterkonzern die Resultate für die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2015/16 (per 31. März). Die im September publizierten und über den Erwartungen liegenden Verkaufszahlen für den Zeitraum April bis August sprechen für einen positiven Zwischenbericht. Vor allem Schmuck der Marken Cartier und Van Cleef & Arpels war gefragt. Aus regionaler Sicht verzeichnete Richemont in Europa und Japan die stärksten Wachstumsraten. Für Aufsehen sorgte zudem die Tatsache, dass der Konzern im chinesischen Markt wieder zweistellig zulegen konnte.
An der Börse punktete das SMI-Mitglied zuletzt auch über den Zusammenschluss der Online-Tochter Net-A-Porter mit der italienischen Yoox. Die Fusion wirft für den Genfer Konzern einen einmaligen Buchgewinn von 610 bis 670 Millionen Euro ab. J.P. Morgan Cazenove scheint mit überzeugenden Zahlen zu rechnen. Jedenfalls ist auch Richemont auf der Favoritenliste der Investmentbank zu finden.
Airbus - der Flugzeugbauer hebt ab
Hoch in der Analystengunst steht auch Airbus. Laut Reuters liegt die Konsensempfehlung für den Flugzeugbauer bei «Outperform». Zu den Fans der Aktie zählen UBS und Credit Suisse. Die beiden heimischen Grossbanken haben gerade ihre Empfehlungen bestätigt. Gleichwohl musste Airbus zuletzt Federn lassen. Gegenüber dem Anfang August markierten Allzeithoch gab die Aktie um nahezu einen Fünftel nach. Gerade mit Blick auf die am 30. Oktober anstehenden Quartalszahlen könnte die Korrektur eine Einstiegschance bedeuten.
Schliesslich laufen die Geschäfte rund. Im September sicherte sich der Konzern Bestellungen für 121 Maschinen. Damit stehen nun 6755 Flugzeuge im Orderbuch, was einen neuen Rekord in der Flugzeugindustrie bedeutet. Zu den aktuellen Produktionsraten wäre die Fertigung bei Airbus für ein Jahrzehnt ausgelastet. Nebst dem operativen Momentum dürfte der schwache Euro im Neun-Monats-Bericht positive Spuren hinterlassen. Auch über den Zahlentermin hinaus sollte Airbus im Rampenlicht bleiben. Vom 8. bis zum 12. November findet die Dubai Airshow statt. An dieser wichtigen Messe schliessen die Flugzeugbauer für gewöhnlich prestigeträchtige Verträge für Grossaufträge ab.
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