Zu viel bezahlt |
06.05.2020 23:29:00
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Warren Buffett betrogen: Deutsche Firma soll vor Übernahme Wert beschönigt haben
Starinvestor Warren Buffett besitzt zwar volle Taschen, ist allerdings auch bekannt dafür, nie zuviel Geld für ein Unternehmen bezahlen zu wollen. Bei der Übernahme einer Firma aus Krefeld legte er vor einigen Jahren jedoch offenbar einen viel zu hohen Betrag auf den Tisch. Nun sprach ein US-Schiedsgericht ihm eine hohe Entschädigungssumme zu.
• Deutscher Mittelständler soll vor Übernahme Umsatz und Gewinn geschönt haben
• US-Schiedsgericht spricht Precision Castparts hohe Entschädigungssumme zu
Branchenkenner sprachen von einem "genialen Deal", als Warren Buffett 2017 über die Berkshire Hathaway-Tochter Precision Castparts nach dem deutschen Mittelständler Willhelm Schulz GmbH aus Krefeld griff. Der hoch spezialisierte Hersteller von Röhren und Röhrenteilen, die unter anderem im Flugzeugbau verwendet werden, galt in diesem Bereich als weltweit führender Produzent und wahrer "Hidden Champion". Ganze 800 Millionen Euro war Precision Castparts dann, laut einem Bericht der "New York Times", auch bereit, für die Übernahme seines einstigen Kunden und dessen Tochtergesellschaften auf den Tisch zu legen. Doch so genial war der Deal wohl offenbar doch nicht: Die Kaufsumme dürfte um ein Vielfaches zu hoch gewesen sein.
Buffett-Deal landet vor Gericht
Bereits im März 2018 - also nur gut ein Jahr nach dem Zukauf - wandte sich das Tochterunterunternehmen von Buffetts Investmentholding Berkshire Hathaway, laut Informationen der "New York Times", mit heftigen Vorwürfen gegen die Willhelm Schulz GmbH an ein Schiedsgericht in den USA. Vor allem in den Monaten vor der Übernahme soll die Krefelder Firmengruppe ihren Wert mit Fake-Geschäften aufgebläht haben. So sollen etwa Umsatz und Gewinn durch zurückdatierte Bestellungen und gefälschte Rechnungen künstlich erhöht worden sein, berichtet die US-Zeitung mit Blick auf die von Precision Castparts vorgebrachten Vorwürfe. Tatsächlich habe für das deutsche Unternehmen jedoch das "ernste Risiko" einer Insolvenz bestanden, das offenbar geschickt verschleiert wurde.
Das US-Schiedsgericht bestätigte die Vorwürfe im April nun. "Die Beweise deuten stark auf einen Betrug hin und es gibt in den Unterlagen nur wenig, das eine andere Sichtweise zuließe", heißt es laut "New York Times" in der Urteilsschrift. Auch bei der tatsächlichen Firmenbewertung folgte das Gericht der Schätzung von Precision Castparts, die es als "vernünftig" bezeichnete. Demnach sei die Schulz Holding GmbH Anfang 2017 lediglich 157 Millionen Euro wert gewesen. Die Differenz zum Kaufbetrag - stolze 643 Millionen Euro - müssten der Berkshire-Tochter, laut "Handelsblatt", demgemäß von dem Krefelder Unternehmen zurückerstattet werden. Die Bestätigung des Schiedsspruchs durch ein US-Bundesgericht steht jedoch noch aus.
Ehemaliger Eigentümer der Schulz-Gruppe weist Betrugsvorwürfe zurück
Der Krefelder Unternehmer Wolfgang Schulz streitet die Vorwürfe als ehemaliger Eigentümer der Wilhelm Schulz GmbH jedoch ab. "Den Vorwurf des Betruges weisen wir klar zurück", ließ er der "Rheinischen Post" über einen Sprecher mitteilen. Vom Ausgang des Schiedsverfahrens sei man enttäuscht und prüfe bereits mögliche rechtliche Schritte gegen den Schiedsspruch. "Wir sind zuversichtlich, dass sich nachweisen lässt, dass PCC [Precision Castparts] durch den Kauf des Unternehmens kein Schaden entstanden ist", so der Sprecher von Wolfgang Schulz gegenüber der Zeitung.
Doch nicht nur in den USA ist die Wilhelm Schulz GmbH ins Visier der Justiz geraten. Auch die Düsseldorfer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität ermittelt aktuell laut Informationen der "Rheinischen Post" gegen acht Beschuldigte aus dem Umkreis des Krefelder Unternehmens wegen des Verdachts auf Urkundenfälschung, Bilanzfälschung und Betrug. Eine entsprechende Anzeige sei bereits im August 2018 bei der Krefelder Staatsanwaltschaft eingegangen, ein Ende der Ermittlungen jedoch noch nicht absehbar.
Welche Konsequenzen Warren Buffett aus der unglücklichen Übernahme ziehen wird, ist offen. Im Vorfeld des Zukaufs sprach der Starinvestor damals noch davon, dass er mehr Unternehmen in Deutschland besitzen wolle. Womöglich ist dieser Hunger nach der unschönen Erfahrung mit der Wilhelm Schulz GmbH nun jedoch gestillt.
Redaktion finanzen.ch
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