Experten-Kolumne |
29.08.2013 15:50:39
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Gibt es zu viele Pensionskassen?
Kolumne
Die Zahl der Pensionskassen ist auch im Jahr 2012 gesunken. Dieser Trend ist seit Jahren unge-brochen und wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern. Die Gründe für diese Entwicklung haben wir an dieser Stelle bereits früher erläutert.
Viele Versicherte werden sich fragen, wie sieht die Pensionskassenlandschaft am Ende dieser Entwicklung aus. Wird es gar keine berufliche Vorsorgeeinrichtungen wie sie heute bestehen mehr geben und jeder wählt seine Pensionskasse selber aus? Viele Vertreter der Branche schätzen dieses Szenario als realistisch ein, andererseits gibt es viele Verfechter des Status Quo. Im Sinne des Schweizerischen Kompromisses könnte ich mir eine Mischform vorstellen, bei welcher der obligatorische und überobligatorische Teil separat betrachtet werden.
Strukturelle Überlegungen stehen aber bei der Frage nach der richtigen Zahl von Vorsorgeeinrichtungen nicht im Vordergrund. Vielmehr glaube ich an die freien Marktkräfte. Diese werden dafür sorgen, dass Vorsorgeeinrichtungen, die nicht effizient arbeiten, früher oder später vom Markt verschwinden. Grösse ist dabei aber kein Kriterium. Denn kleine Pensionskassen müssen für die Versicherten nicht zwingend teurer sein.
Das BVV2 versucht mehr Transparenz zu schaffen und damit den Wettbewerb zu beschleunigen. Damit sind auch die Anforderungen an die Entscheidungsträger und Mitarbeiter der Vorsorgeeinrichtungen gestiegen. Das Amt eines Stiftungsrates ist nicht eine Feierabendbeschäftigung oder ein Ehrenamt, sondern verlangt neben Fachwissen, speziell bei unabhängigen Sammelstiftungen, unternehmerische Fähigkeiten.
Diese Fähigkeiten erlauben es, eine Vorsorgeeinrichtung als Unternehmen zu betreiben und Chancen im Markt aktiv zu nutzen. Damit werden sie auch unabhängiger von Beratern und können sich bei Verhandlungen mit den Dienstleistungserbringern auf gleicher Augenhöhe bewegen. Einzelne Dienstleistungen können aber auch selber erbracht werden, falls die Vorsorgeeinrichtung die kritische Grösse erreicht hat. Dies alles verlangt grossen Einsatz des ganzen Führungsgremiums. Viele werden nun einwerfen, dass eine Professionalisierung Geld kostet. Das stimmt natürlich, lässt jedoch ausser Acht, dass diese Kosten durch eine Effizienzsteigerung sehr schnell wieder wettgemacht werden.
Zurück zum Titel dieser Kolumne: Die Frage nach der richtigen Zahl von Vorsorgeeinrichtungen lässt sich nicht einfach so beantworten. Der Schrumpfungsprozess trifft sicher die firmeneigenen und unabhängigen Sammeleinrichtungen stärker als öffentlich-rechtliche. Die Versicherungsgesellschaften hingegen haben diese Konsolidierung bereits hinter sich.
Falls sich die Rahmenbedingungen für Sammeleinrichtungen nicht wesentlich ändern, glaube ich, dass wir am Ende des Prozesses, neben den öffentlich-rechtlichen Kassen und den Vollversicherern, wenige grosse unabhängige Sammeleinrichtungen haben, einige Nischenanbieter und zahlreiche firmeneigene Vorsorgeeinrichtungen. Der Wettbewerb wird sich hauptsächlich zwischen den Vollversicherern und den unabhängigen Sammelstiftungen abspielen. Dies wird hoffentlich zu einer weiteren Dynamisierung der beruflichen Vorsorge führen und zu besseren Leistungen für die Versicherten.
Franz Zwyssig, Geschäftsführer der B+B Vorsorge AG
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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