UK-Aktien mit Rekordabschlag |
20.11.2021 23:21:00
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Erstmals seit Brexit: JPMorgan mit bullisher Einschätzung für UK-Aktien
Jahrelang zeigte sich die US-Grossbank JPMorgan vorsichtig gegenüber den Aktienmärkten im Vereinigten Königreich. Nun zeigt man sich bei JPMorgan erstmals seit dem Brexit wieder zuversichtlicher.
• "Rekordabschlag" auf Kurs-Gewinn- und auch auf Kurs-Buch-Basis
• FTSE 100 dürfte laut Experten besser als FTSE 250 abschneiden
Wie CNBC berichtet, hatte die US-Grossbank JPMorgan seit dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 zunächst noch vorsichtig zum Kauf von UK-Aktien geraten, nach einer schwierigen Phase und angesichts der sich ausbreitenden Corona-Pandemie im Sommer 2020 waren die Experten mit ihrer Empfehlung dann aber auf "neutral" gewechselt. In den letzten zwölf Monaten haben Aktien aus dem Vereinigten Königreich jedoch gegenüber ihren Konkurrenten aus dem Ausland eine stärkere Spanne hingelegt und so hat die US-Bank mit einer Heraufstufung auf "Overweight" kürzlich ihre Vorsicht für die Aktienmärkte in UK abgelegt.
UK-Aktien mit "Rekordabschlag"
Mislav Matejka, Head of Global and European Equity Strategy bei JPMorgan, erklärte in einer Studie, dass Aktien aus dem Vereinigten Königreich seit dem Brexit-Referendum 2016 jenen aus den USA um kumuliert 50 Prozent und denen aus der Eurozone um 24 Prozent hinterherhinkten, berichtet CNBC. Laut aggregierten Daten von JPMorgan ergebe sich so im Vereinigten Königreich sowohl auf Kurs-Gewinn- als auch auf Kurs-Buch-Basis ein "Rekordabschlag" gegenüber anderen Regionen. Dieser Abschlag bleibe selbst dann bestehen, wenn Value-Sektoren herausgenommen würden.
Daneben hätten den Experten zufolge britische Aktien ihre in der Vergangenheit "klare inverse Korrelation zur Richtung der Anleiherenditen" abgelegt. "Die rollierende 2-Jahres-Korrelation zwischen der relativen Performance des Vereinigten Königreichs und den Anleiherenditen ist in den positiven Bereich gekippt. Dies deutet darauf hin, dass ein potenzieller Anstieg der Anleiherenditen kein Hindernis für die relative Wertentwicklung von UK-Aktien darstellt", gibt MarketWatch Matejka und sein Team wieder. Bei JPMorgan sehe man ausserdem kein Problem darin, dass die Bank of England kurz davor stehe, die Zinsen anzuheben, denn eine zunehmend restriktive Politik dürfte, wie MarketWatch berichtet, laut den Experten auch in Zukunft nicht der Fall sein.
Innerhalb des Vereinigten Königreichs hat JPMorgan seine Präferenzen derweil etwas verschoben: "Im Vereinigten Königreich haben wir seit langem eine Präferenz für den FTSE 250 gegenüber dem FTSE 100 und für Inland vs. Exporteure. Wir glauben jetzt, dass FTSE 100 besser abschneiden könnte", zitiert CNBC Matejka.
In diesen Aktien sieht JPMorgan Potenzial
Während das Team um Matejka sein Engagement in Japan reduziert hat, hat es 25 Aktien aus dem Vereinigten Königreich ausgewählt, mit denen man besten von einer möglichen Erholung profitieren könne. Zu JPMorgans Top 25 aus dem Vereinigten Königreich zählen laut MarketWatch: ITV, WPP, Babcock, Lloyds, Barclays, Travis Perkins, Melrose, IMI, Victrex, Intermediate Capital Group, Shell, Tesco, AstraZeneca, Taylor Wimpey, Royal Mail, Glencore, DS Smith, British Land, Grainger, JD Sports, Reckitt Benckiser, Imperial Brands, Britvic, BT Group und Centrica.
UK-Small Caps derzeit kein Schnäppchen
Mit ihrer Einschätzung stehen die JPMorgan-Experten nicht alleine da: Wie CNBC berichtet, übergewichten Aktienanalysten bei Barclays unterdessen den Large Cap FTSE 100 aufgrund seiner exportlastigen Zusammensetzung ebenso, während die Einstufung für den stärker inländisch gewichteten FTSE 250 "Underweight" lautet. Und auch die Schweizer Credit Suisse habe das schwindende Vertrauen in inländische Small-Caps bestätigt, indem sie Small-Caps aus dem Vereinigten Königreich auf "Underweight" herabstufte, während sie deren US-Pendants auf "Overweight" heraufstufte.
"U.K. Small Caps sind viel zyklischer und heimischer als Large Caps, dennoch haben britische Small Caps kaum auf den Rückgang der britischen PMIs (Einkaufsmanagerindex) reagiert, der noch weiter gehen könnte", zitiert CNBC Credit Suisse-Strategen aus einer Studie. Britische Small Caps würden einen PMI von 62 einpreisen, gegenüber dem aktuellen Stand von 57. "Das Vereinigte Königreich steht mit einer restriktiveren Zentralbank vor einer Reihe idiosynkratischer angebotsseitiger Herausforderungen, was dazu führen könnte, dass die BIP-Prognosen für das nächste Jahr stärker unter Druck geraten als in anderen Regionen", gibt CNBC die Strategen wieder. Ausserdem schneiden britische Small Caps laut der Credit Suisse bei fallendem Pfund Sterling oft schlecht ab und schienen derzeit einen Rückgang der Kreditspreads einzukalkulieren, den Strategen als "unwahrscheinlich" betrachteten. "Trotz dieser Risiken werden Small Caps weiterhin mit einem sehr hohen Bewertungsaufschlag gegenüber Large Caps im Vergleich zu ihrer Geschichte gehandelt", gibt CNBC die Credit Suisse-Strategen wieder.
Fokus auf Reaktion der Zentralbank auf die hohe Inflation
Während JPMorgan kein Problem darin sieht, dass die Bank of England davor steht, die Zinsen anzuheben, erklärte Steve Brice, CIO bei Standard Chartered, gegenüber CNBC, dass die Hauptsorge der Bank in Bezug auf den britischen Aktienmarkt darin bestehe, ob die Zentralbank auf die anhaltend hohe Inflation "überreagieren" würde. Zuletzt habe sich die Zentralbank laut CNBC mit einer Zinserhöhung zurückgehalten und entschieden, die Arbeitsmarktdaten nach dem Ende des britischen Urlaubsprogramms abzuwarten und zu bewerten. Die Märkte würden im Grossen und Ganzen jedoch eine bevorstehende Erhöhung erwarten. Bei Standard Chartered zeigt man sich im daher eher vorsichtig für den britischen Aktienmarkt: "Wenn wir uns heute weltweit umschauen, ist dies aufgrund dieser politischen Risiken unser am wenigsten favorisierter Markt", gibt CNBC Brice wieder.
Redaktion finanzen.ch
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