Rohstoffrally |
15.05.2024 22:43:00
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Angebotsdefizit meets steigende Nachfrage: Wie sich der Kupferpreis entwickeln könnte
Die Entwicklung des Kupferpreises hat in diesem Jahr bislang sogar die Preisentwicklung von Gold und Silber geschlagen. Experten verweisen dabei auf ein Angebotsdefizit, das auf eine steigende Nachfrage trifft.
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Jetzt informieren• Angebotsdefizit trifft auf wachsende Nachfrage
• Recycling kann Defizit nicht hinreichend decken
Kupferpreis steigt
Kupfer ist das Metall mit dem dritthöchsten Verbrauch weltweit. Mehr genutzt werden nur Eisen und Aluminium. Und der Preis für das rötliche Metall ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Seit Jahresbeginn verteuerte sich Kupfer um 19 Prozent und kostete damit zuletzt 10'090 US-Dollar je Tonne (Stand: 13.05.2024). Damit schlug das Metall sogar die bisherige Jahresentwicklung der viel beachteten Metalle Gold und Silber.
Doch bei dem jüngsten Preisanstieg soll es einigen Experten zufolge nicht bleiben. So prognostizieren beispielsweise die Analysten der Bank of America (BofA) laut "Miningscout", dass sich der Kupferpreis je Tonne bis zum Jahr 2026 auf rund 12'000 US-Dollar verteuern könnte. Und auch Rohstoffexperte Benjamin Louvet, Leiter Commodities bei Ofi Invest Asset Management, erklärte laut "FondsProfessionell" zuletzt: "Kupfer steht vor einer Trendwende. 2024 wird aller Voraussicht nach die Nachfrage und damit auch der Preis deutlich steigen". Noch im Jahr 2023 stand der Kupferpreis unter Druck. Mit der jüngsten Entwicklung scheint jedoch eine Trendwende eingekehrt zu sein.
Energiewende
Besonders in der Energiewende spielt Kupfer eine grosse Rolle. Wie "Carbon Credits" in einem Beitrag erklärt, ist dies auf die aussergewöhnliche Leitfähigkeit von Kupfer zurückzuführen, die sonst nur von Silber übertroffen werde. Die Errichtung komplexerer Netzwerke zur Verwaltung des Stroms aus dezentralen erneuerbaren Energiequellen und zur Stabilisierung der intermittierenden Versorgung erfordere Millionen von Fuss Kupferkabeln. Im Vergleich zu zentralisierten Kohle- und Gaskraftwerken benötigen Solar- und Windparks, die oft grosse Gebiete abdecken, mehr Kupfer pro erzeugter Stromeinheit. Zudem eigne sich das elektrische Metall ideal für die Herstellung verschiedener Technologien zur Dekarbonisierung. Zusammen könnten diese sauberen Energietechnologien bis 2050 potenziell etwa zwei Drittel der globalen Treibhausgasemissionen einsparen. Laut einer von S&P Global unterstützten Studie der Industrie müsste der jährliche Kupferbedarf jedoch wahrscheinlich auf 50 Millionen Tonnen verdoppelt werden, um die Netto-CO2-Emissionsziele bis 2035 zu erreichen.
Angebotsdefizit und wachsende Nachfrage
Grund für die jüngste positive Entwicklung ist unter anderem ein Angebotsdefizit am Markt, erklären die Experten. Demnach führe das eingeschränkte Minenangebot zu Produktionsengpässen von raffiniertem Kupfer, so die Analysten der BofA. Dies hätte zuletzt sogar zu einem Zusammenbruch der Schmelzgebühren geführt. Für das knappe Angebot gebe es dabei verschiedene Gründe. Dazu gehört zum Beispiel auch das sinkende Erzgehalt in Minen. Ausserdem erklärt die BofA, dass es an ausreichend neuen Projekten mangeln würde. Rohstoffstratege Michael Widmer erklärte im Zuge der BofA-Studie, dass sich der "ausgeprägte Mangel an neuen Minenprojekten" bemerkbar macht. Dies sei auf "die jahrelangen Unterinvestitionen in die Erforschung und Erschliessung von Kupfervorkommen" zurückzuführen. Ein weiterer Grund dafür seien ausserdem die gestiegenen Kapital- und Betriebskosten in den Minen.
Die Nachfrage nach dem Metall bleibt jedoch stark, da Kupfer nicht nur in traditionellen Sektoren Anwendung findet, wie zum Beispiel in der Bauwirtschaft, sondern auch in der Energiewende eine bedeutende Rolle spielt. Der BofA-Bericht stellt dabei sogar fest, dass sich das Metall von den traditionellen Rohstoffmärkten und den allgemeinen Wirtschaftszyklen abkoppelt.
Im vergangenen Jahr stieg die Nachfrage nach Kupfer demnach um 3,6 Prozent, und für 2024 prognostizieren Analysten einen weiteren Anstieg um 3,1 Prozent. In den beiden darauffolgenden Jahren soll die Nachfrage jeweils um 4 Prozent steigen. Die BofA erwartet daher für 2024 ein Defizit von 324 Kilotonnen (kt). Nach 288 kt im nächsten Jahr soll dieses Defizit bis 2026 auf 743 kt anwachsen.
Falls dieses Szenario eintritt, drohe im Jahr 2026 eine deutliche Verknappung, wie aus einem Blick auf die Lagerbestände hervorgehe. Diese beliefen sich im vergangenen Jahr auf 1.016 kt und sollen in diesem Jahr auf 692 kt sinken. Bis 2025 wird ein weiterer Rückgang auf 404 kt prognostiziert. Diese Bestände würden nicht ausreichen, um das Defizit im darauffolgenden Jahr zu decken. Somit könnte nach dieser Berechnung die Welt im Jahr 2026 einen Kupfermangel erleben.
David Waugh, quantitativer Analyst und Vizepräsident bei Neuberger Berman, sieht ausserdem vor allem in China einen Grund für die wachsende Nachfrage. "Das Reich der Mitte hat in jüngster Zeit verstärkt in Investitionen getätigt, jedoch nicht primär im Immobiliensektor, sondern eher in der Produktion", erklärte der Analyst gegenüber MarketWatch. "In Chinas Wirtschaft vollzieht sich ein bedeutender Wandel, der die Abhängigkeit vom Immobiliensektor als Treiber des Wachstums verringert und stattdessen einen Fokus auf den Ausbau grüner Infrastruktur legt", sagte er. "Gemäss den chinesischen Lagerbestandsdaten stockt China seine Kupfervorräte auf, um den bevorstehenden Aufschwung in der verarbeitenden Industrie und der grünen Infrastruktur zu unterstützen."
Recycling kann Defizit nicht decken
Auch eine Steigerung des Recyclings werde kaum ausreichen, um das Problem zu lösen, erklärt Markus Zschaber in einer Kolumne bei der "WirtschaftsWoche". Kupfer sei zwar gut recycelbar - in Deutschland stammen bereits etwa 40 Prozent des Kupferbedarfs aus recycelten Quellen - dennoch werde dies allein nicht genügen. Im vergangenen Jahr wurden laut der International Copper Study Group (ICSG), einer Interessenvertretung der Kupferindustrie, in den wichtigsten Ländern, die Kupfer verarbeiten, etwa 4,6 Millionen Tonnen Kupfer recycelt, was einem Zuwachs von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Selbst wenn dieses Wachstum anhält und bis 2035 etwa zehn Millionen Tonnen Kupfer aus Recyclingquellen verfügbar wären, würde immer noch ein Defizit bestehen. Die Folge: Der Kupferpreis wird steigen. Goldman Sachs prognostiziert dementsprechend bereits in den nächsten Jahren einen Preis von 15'000 US-Dollar pro Tonne.
Auch andere Metalle sind gefragt
Doch nicht nur Kupfer sieht sich von dem starken Preisanstieg betroffen. Wie "Institutional Money" erklärt, lasse sich dies auch bei Nickel und in einem geringeren Masse bei Zink und Aluminium beobachten. Traditionell könne man einen Anstieg der Preise dieser Industriemetalle als einen positiven Hinweis auf eine zyklische Erholung der Wirtschaft betrachten. Eine Erholung, die sich jedoch noch immer langsam entwickle. "Selbst wenn sich die Aussichten verbessern, ist eine gewisse Zurückhaltung gegenüber zyklischen Werten angebracht, die kurzfristig überkauft sind und vergleichsweise unattraktive Bewertungen aufweisen. Sie spiegeln übermässig hohe Erwartungen an eine reale Konjunkturerholung wider, deren Tempo jedoch eher gemächlich als schnell sein dürfte", erklärt Enguerrand Artaz Fondsmanager bei LFDE.
Lohnt sich ein Kupfer-Investment?
Mit diesen Entwicklungen im Blick scheine es fast unausweichlich, Aktien von Kupferbergbauunternehmen in ein gut diversifiziertes Portfolio mit zukunftsorientiertem Potenzial aufzunehmen, so Zschaber. Jedoch sei auch Vorsicht geboten: Nicht überall, wo "Kupfer" draufsteht, sei auch tatsächlich Kupfer enthalten. Der Experte gibt zu bedenken, dass die Bergbauindustrie besonders undurchsichtig sei. Oftmals würden kleine Metallfunde als riesige Vorkommen dargestellt, die sich letztendlich doch nicht bewahrheiten. Ausserdem könnten staatliche Restriktionen vielversprechende Vorhaben schnell platzen lassen. Selbst grosse Bergbaukonzerne wie BHP, Rio Tinto und Freeport McMoRan seien nicht immun gegen Misserfolge.
Zwar sei es möglich, vielversprechende Kupferunternehmen zu identifizieren, für Privatanleger sei dies jedoch keineswegs einfach, so der Experte. Hinzu komme, dass der Erwerb von Kupferminenaktien über einen ETF, der solche Unternehmen enthalten könnte, nicht möglich ist. Eine Alternative biete sich zwar in Form eines ETFs oder ETCs auf den Kupferpreis selbst an. Ein solches Investment, das ausschliesslich auf einen Basiswert ausgerichtet ist, sei jedoch nicht frei von Risiken.
Redaktion finanzen.ch
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