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Grosse Reichweite 20.02.2021 23:34:00

Dogecoin, Bitcoin, GameStop & Co: Musk-Tweets sorgen für Bewegung an der Börse

Dogecoin, Bitcoin, GameStop & Co: Musk-Tweets sorgen für Bewegung an der Börse

Elon Musk liebt Twitter und hat eine starke Community auf der Plattform. Dank seiner Reichweite hat sein Wort auf der Mikroblogging-Plattform enormes Gewicht - und hat auch Folgen für die Kursentwicklung börsennotierter Unternehmen und anderer Anlagen.

• Musk ist ein aktiver Twitter-Nutzer mit riesiger Reichweite
• Musk-Tweets bewegen Vermögenswerte
• Wie gefährlich sind Musk-Tweets?

Wenn einer der reichsten Männer der Welt twittert, schauen seine rund 44 Millionen Twitter-Follower ganz genau hin. Und nicht nur die: Das Wort des Tesla-Chefs hat auch bei Nicht-Fans des 49-Jährigen einiges an Gewicht. Denn in der Vergangenheit hat der Top-Manager bereits diverse Male Kurskapriolen an den Börsen ausgelöst.

Tesla-Tweets: Das eigene Unternehmen im Visier

Allen voran war es die Aktie seines eigenen Unternehmens, die die Twitter-Macht von Elon Musk zu spüren bekam. Spätestens nach seinem legendären Tweet aus dem Jahr 2018, als der Tesla-Chef öffentlichkeitswirksam darüber nachdachte, den Elektoautobauer von der Börse zu nehmen, war vielen Anlegern klar, wie börsenrelevant Informationen wie diese von seiner Seite aus sein können.

Denn die Tesla-Aktie reagierte - und zwar massiv: Innerhalb kurzer Zeit schossen sowohl das Handelsvolumen als auch der Aktienkurs in die Höhe, was auch der Tatsache zu verdanken war, dass Musks Pläne bereits ziemlich weit gediehen zu sein schienen. Immerhin nannte der CEO des Unternehmens mit 420 US-Dollar sogar einen konkreten Aktienpreis, zu dem Anleger ihre Anteile verkaufen könnten. Zu diesem Zeitpunkt war die Tesla-Aktie allerdings deutlich weniger wert. Die Finanzierung für das Vorhaben stehe bereits, hieß es weiter.

Doch dieses Pushen des eigenen Aktienkurses blieb für Elon Musk nicht folgenlos. Die US-Börsenaufsicht nahm die Situation nach den Kurskapriolen bei der Tesla-Aktie genau unter die Lupe und infolge der Ermittlungen war Musk plötzlich seinen Job los: Seine Doppelposition als AR-Chef und CEO war im Oktober 2018 Geschichte, er gab seinen Verwaltungsratsvorsitz auf. Plötzlich hatte Musk innerhalb seines eigenen Unternehmens deutlich weniger Einfluss. Darüber hinaus wurde der Konzern dazu verpflichtet, "zusätzliche Kontrollen und Prozesse" einzuführen, um Musks Kommunikation zu beaufsichtigen.

Lieblingsthema Shortseller

Das gelang in den Folgemonaten aber mehr schlecht als recht: Zwar hielt sich Musk mit direkten Bezügen zur Geschäftsentwicklung bei Tesla auf Twitter zurück, in kryptischen Tweets ließ er aber dennoch durchblicken, wie es auf operativer Basis bei Tesla läuft. Und auch Sticheleien gegen die US-Börsenaufsicht konnte sich Musk nicht verkneifen, sie sei wohl eher eine "Shortseller Enrichment Commission", statt der Securities and Exchange Commission, so der sehr direkte Vorwurf.

Ohnehin widmet Elon Musk seinem Lieblingsthema "Shortselling" immer wieder starke Aufmerksamkeit. Kein Wunder, gehört Tesla doch seit Jahren zu den am häufigsten geshorteten Aktien weltweit. Immer wieder legte sich der Tesla-Chef in der Vergangenheit mit Hedgefonds an, die bei seinem Unternehmen auf fallende Kurse wetteten.

GameStop - Musk mischt mit

Shortseller waren es auch, die einen anderen Konzern ins Visier genommen hatten: Den Elektronikspielehändler GameStop. Das Unternehmen war in Schieflage geraten, da immer mehr Gamer auf Downloads statt auf physische Gaming-CDs setzen und hatte damit Leerverkäufer auf den Plan gerufen, die auf fallende Kurse gesetzt hatten. Doch anders als erwartet legte die GameStop-Aktie Ende Januar plötzlich eine Kursrally ungeahnten Ausmaßes aufs Parkett: Zahlreiche Kleinanleger hatten sich in Foren abgesprochen, um Shortseller zu einem Shortsqueeze zu zwingen: Sie kauften GameStop-Aktien in großem Stil, so dass sich Leerverkäufer genötigt sahen, angesichts der steigenden Kurse ihre Shorts aufzulösen und sich zum aktuellen Börsenpreis mit Aktien einzudecken. Dies pushte den Aktienkurs zusätzlich.

Und auch Elon Musk mischte munter mit: "Gamestonk!" twitterte der Tesla-Chef und verlinkte in seinem Tweet auf ein Forum, in dem sich Anleger zum konzertierten Kauf von Aktien des Unternehmens absprachen. Die Herdendynamik nahm Fahrt auf und die GameStop-Aktie setzte ihre Rally fort.

Dass er die Aktion der Kleinanleger aus Reddit-Foren gut hieß, mit denen sie entscheidend in den Markt eingriffen, ließ eine weitere Serie von Tweets erahnen, in denen Musk die bloße Möglichkeit, dass Aktien leerverkauft werden können, massiv kritisierte.

Anleger kaufen Musk-Vorlieben

Doch GameStop ist nicht die einzige Aktie, die dank Elon Musks Twitter-Aktivitäten massive Kursausschläge verzeichnete. Nachdem der Tesla-CEO die vermeintlich wenig interessante Nachricht verbreiten ließ, er habe einen handgestrickten Helm für seinen Hund gekauft, der das Design der Looney-Tunes-Figur Marvin the Martian hat, deckten sich Anleger an der Börse ein. Erworben hat er dieses Kleidungsstück nämlich beim Selfmade-Marktplatz Etsy, zusätzlich betonte er, dass er Etsy liebe:

Grund genug für die zahleichen Anleger unter Musks Twitter-Followern, sofort zuzugreifen und sich die Etsy-Aktie ins Depot zu holen: Die Aktie schoss auf einen neuen Rekordwert.

Dass die Empfehlungen von Musk nicht immer auch Kaufempfehlungen für Aktien sein müssen, hatten viele Anleger erst wenige Tage zuvor leidvoll erfahren müssen: Nachdem Musk sich für die Nutzung der WhatsApp-Alternative Signal ausgesprochen hatte, stiegen Anleger auch in großem Stil in Signal Advance-Titel ein.

Doch Signal Advance hat mit dem Messenger-Dienst nichts zu tun, dennoch hat das hierzulande kaum bekannte Unternehmen für die Entwicklung und Beratung von technischen Produkten und Verfahren an der Börse dank dem Tesla-Chef kräftig zugelegt. Der Messengerdienst ist gar nicht börsennotiert, sondern ist eine Non-Profit-Organisation, die sich aber über Spenden freue, hieß es von Seiten der Signal Foundation.

Bitcoin-Scam

Eine ganz besondere Beziehung verbindet darüber hinaus Twitter, Elon Musk und die Kryptocommunity. Denn die große Reichweite von Musk auf der Plattform ruft immer wieder Betrüger auf den Plan. In regelmäßigen Abständen tummeln sich unter den Kommentatoren von Musks Tweets Accounts, die auf den ersten Blick wie der Original-Account von Musk aussehen und leere Versprechungen im Zusammenhang mit angeblichen Bitcoin-Geschenken machen. Anleger, die nicht darauf achten, ob der blauen Haken am Accountnamen, der auf einen verifizierten Account hinweist, auch bei den Kommentatoren vorhanden ist, sind so unter Umständen viel Geld los.

Und selbst jene, die darauf achten, ob die möglichen Bitcoin-Geschenke von einem verifizierten Account stammen, sind nicht davor gefeit, auf Betrüger hereinzufallen: Denn viele Scammer bedienen sich eines beliebten Tricks: Sie übernehmen einen von Twitter verifizierten Account und ändern den Twitter-Namen, so dass dieser auf den ersten Blick wie der kopierte Account wirkt. Zuletzt war dies im Zusammenhang mit der US-Wahl vorgekommen, als der vermeintliche Account von Musk getwittert hatte, dass die Wahl entschieden sei und es Zeit sei, zu feiern - und zwar mit Geschenken. User, die einen angehängten Link anklickten, landeten auf einer Webseite für Kryptofans, die Nutzer aufforderte, sich zunächst selbst verifizieren zu lassen und zu diesem Zweck Ethereum- oder Bitcoin in Kleinbeträgen an eine Adresse zu schicken, um ihr Bitcoin-Geschenk zu erhalten.

Elon Musk selbst hatte sich zum Thema Bitcoin bis zu diesem Zeitpunkt nur recht sporadisch geäußert, er sei weder Fan, noch Kritiker der Internetwährungen, hieß es noch vor rund einem Jahr. Gerüchte, er selbst könnte der legendäre Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto sein, wies Musk stets zurück, aber mit einem Augenzwinkern. Es sei nicht wahr, er habe zwar vor Jahren einen Teil eines Bitcoin von einem Freund geschickt bekommen, wisse aber nicht, wo dieser sei:

Musk treibt Kryptos an an

Doch 2020 wurde der Tesla-Chef persönlich plötzlich zum Thema Bitcoin auf seiner Lieblingsplattform aktiv und sorgte für Jubel innerhalb der Kryptocommunity. Im Dezember fragte er auf den Vorschlag des MicroStrategy-Chefs öffentlichkeitswirksam, ob es denn tatsächlich möglich sei, die Tesla-Bilanz in Bitcoin zu konvertieren.

Dieses simple Gedankenspiel trieb den Bitcoin auf ein neues Rekordhoch. Als der weltgrößten Kryptowährung nur wenige Wochen später nach einem irren Lauf die Puste auszugehen schien, war es erneut Elon Musk, der die Rally wiederbelebte. Dazu brauchte es nicht einmal einen Tweet, sondern nur ein einziges Wort: Musk änderte seine Twitter-Biografie in #bitcoin und sorgte damit für einen Preissprung bei der Digitalwährung.

Dass die Bitcoin-Tweets und -Erwähnungen auch finanzielles Kalkül hatten, wurde im Februar deutlich, als Tesla überraschend bekannt gab, Bitcoin im Gesamtwert von 1,5 Milliarden US-Dollar erworben zu haben. . Erneut sahen Anleger beim BTC ein neues Rekordhoch.

Doch der Bitcoin ist nicht die einzige Kryptowährung, die infolge von Musk-Tweets eine Kursexplosion erlebte: Auch die Spaßwährung Dogecoin hat es auf sein Twitter-Profil geschafft. Das "Krypto des Volkes", wie der Milliardär den digitalen Coin nannte, war immer wieder Gegenstand seiner Tweets und konnte infolgedessen ein Rekordhoch nach dem anderen erreichen. Dabei verpackte er seine offensichtliche positive Einstellung zu der Internetwährung, die einen Hund als Maskottchen hat, häufig auf humoristische Art, was Interessenten wohl einen zusätzlichen Kaufanreiz lieferte:

Wie gefährlich sind die Musk-Empfehlungen?

Elon Musk sorgt also mit seinem Twitter-Account gewollt oder ungewollt in regelmäßigen Abständen für Furore an den Finanzmärkten. Die Intention des Tesla-Chefs ist dabei nicht immer klar, denn ob Musk finanzielle Vorteile von einer Preisentwicklung bei einem Vermögenswert hat oder nicht, ist nicht immer transparent. Grundsätzlich sind die Musk-Empfehlungen aber mit Vorsicht zu genießen. Nicht ausschließlich weil der Tesla-Chef in eigenem Interesse handeln könnte, sondern auch weil seine Reichweite auf Twitter und in der Geschäfts- und Medienwelt dermaßen groß ist, dass seine Worte einen ungeahnten Hype auslösen können.

Kritisch werden seine Twitter-Aktivitäten immer dann, wenn sie einen Finanzwert betreffen, bei dem er selbst Insiderwissen besitzt - wie dies bei Tesla der Fall ist. Bewegt sich die Tesla-Aktie im Zusammenhang mit einem Tweet von Elon Musk und ist dies bewusst intendiert oder in Kauf genommen, würde die US-Börsenaufsicht SEC höchstwahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit erneut aktiv werden und das Thema Marktmanipulation erneut in den Fokus rücken. Und auch seine Bitcoin-Tweets dürften die Börsenaufseher angesichts der Beteiligung von Tesla hellhörig werden lassen.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Jeff Vespa/WireImage/Getty Images,Joshua Lott/Getty Images

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